Große Enttäschung beim Afrika Cup, langweilige Woche im Center & ein spontaner Trip nach Ayikuma

Mahaá, Helau und Alaaf!

 

Es ist kurz vor 18 Uhr am vergangenen Sonntag und wir treffen die letzten Vorbereitungen bevor wir uns auf den Weg zum Finale des Afrika Cups zwischen der Elfenbeinküste und Ghana machen: Trikot anziehen, Flagge von der Wand nehmen und schon kann es losgehen. Nach einer abenteuerlichen Fahrt mit über 25 Leuten in einem doch recht kleinen Pick Up, kommen wir um 18 Uhr bei T Havana an. Alle freuen sich natürlich riesig auf das Spiel und egal wen man heute fragt, alle stehen voll und ganz für und hinter Ghana. Nachdem dann endlich alle einen Platz gefunden haben, werden Getränke bestellt und bald schon geht das Spiel los. Bei guten Chancen für Ghana wird gejubelt was das Zeug hält und die Gegner werden mit „Away“-Rufen zunichte gemacht. Teilweise muss man wirklich zweimal auf den Spielstand gucken, ob man gerade nicht vielleicht doch ein ghanaisches Tor verpasst hat, so sehr wie die Kinder und alle anderen jubeln, wenn Ghana eine gute Chance hat. In der Halbzeitpause wird gesungen und getanzt und ausgelassen gefeiert, da hier alle von einem ghanaischen Sieg ausgehen. Doch als es dann in die Verlängerung geht, merkt man nach und nach, dass die Beneficiaries müde werden und viele mehr oder weniger schon in ihren Stühlen eingeschlafen sind. Das ändert sich aber schlagartig, als Ghana im Elfmeterschießen die ersten beiden Tore macht und noch dazu die Elfenbeinküste die ersten beiden Elfmeter verschießt. Ein Jubel geht durch die Reihen, der sich sehen lassen kann. Es werden Stühle über den Köpfen geschwenkt, Kinder in die Luft geworfen und laute Jubelschreie erfüllen die Nacht. Was für ein atemberaubender Moment. Keiner glaubt daran, dass Ghana jetzt noch verlieren kann. Doch dann – der Schock. Nach den ersten fünf Elfmetern steht es 3:3 und so wird immer weiter geschossen und leider ist das Glück nun nicht mehr auf Ghanas Seite. 8:9 sieht der Spielstand am Ende des Spiels aus und natürlich sind alle zunächst ein wenig enttäuscht. Allerdings haben die meisten schnell wieder ein Lachen auf dem Gesicht, denn alles in allem war es ein sehr schöner Abend, der nur durch einen ghanaischen Sieg hätte gekrönt werden können.

(mehr Bilder findet Ihr hier).

An dieser Stelle noch eine kurze Anekdote zum Thema Damentoilette: Da ich nun mal die einzige weibliche Mitarbeiterin zurzeit in der Organisation bin, hatte ich die Ehre die Mädels in der Halbzeitpause auf die Toilette zu begleiten. Was sich in Ghana dort aber abspielt ist wirklich verrückt. Es geht nicht nach dem Prinzip „Wer zuerst kommt malt zuerst“, sondern sobald jemand Älteres den Raum betritt, wird dieser vorgelassen (das Gleiche gilt natürlich für Weiße…). Da die Mädels aus dem Center aber nun einmal alle noch recht jung sind, gestaltete sich der Toilettengang äußerst schwierig, denn sobald eine Toilette frei wurde, haben die Mädchen aus Höflichkeit und Respekt die Älteren vorgelassen. Das führt natürlich dazu, dass man als junges ghanaisches Mädchen ewig warten muss bis man selbst auf die Toilette gehen kann. Als dann endlich alle Mädels glücklich von der Toilette zurück waren, kam das nächste Problem auf uns zu: Das Händewaschen. Nachdem ich den Mädchen gesagt hatte, dass sie bitte alle ihre Hände gründlich und mit Seife waschen sollen, ging die verzweifelte Suche nach der Seife los, welche sich in einem Plastikbehälter an der Wand befand und noch dazu die Signalfarbe grün hatte. Für die Mädchen war das aber eine völlig neue Erfahrung. Sie haben wohl noch nie einen Flüssigseifespender gesehen und dementsprechend groß wurden ihre Augen, als ich auf den Knopf am Behälter drückte und die Seife unten auf ihre Hände tropfte. Natürlich kann man mit so einem Seifenspender mächtig viel Spaß haben, wenn man so etwas nicht gewöhnt ist, und so musste ich meinen Mädels irgendwann sagen „Jetzt hast du aber wirklich genug Seife“, nachdem ihre Hände schon fast überlaufen waren. Nun ja, es sind eben die kleinen und für uns selbstverständlichen Dinge, die mir hier immer wieder auf’s Neue ein Lächeln ins Gesicht zaubern.

Nachdem es wegen der Verlängerung und dem Elfmeterschießen dann Sonntagabend für die meisten doch etwas später geworden ist, haben wir uns für Montag überlegt im Center etwas Schönes mit den Kindern zu machen, um auch die Enttäuschung ein bisschen in Schach zu halten. Daher hieß es am Montag dann anstatt Mathe und Englisch pauken Hangman und „Reise nach Jerusalem“ spielen. Das hat sowohl uns drei Volos als auch den Kindern sehr viel Spaß gemacht und ein Sieg der Kinder über die Volos bei Hangman ließ dann alle recht schnell die Niederlage Ghanas beim Afrika Cup vergessen.

Im Center war es diese Woche ansonten allerdings wider Erwarten ziemlich entspannt, um nicht zu sagen langweilig. Tetteh und Evans nehmen ihre neue Aufgabe (noch) sehr ernst und so habe vor allem ich diese Woche eigentlich nur rumgesessen und hatte keine wirkliche Aufgabe. Auch Lukas und Jan-Niklas ist es nicht besser ergangen, wenn sie in Level 1 Unterricht hatten. Daher haben wir beschlossen, unseren Stundenplan ein bisschen umzustellen, zumal die Jungs auch ab nächster Woche jeweils einen Abend im Center übernachten möchten. Für mich ist das im Moment wegen meiner gesundheitlichen Lage noch keine so gute Idee, aber wenn es mir wieder besser geht, würde ich auch gerne mal eine Nacht im Center schlafen. So wird auch die Beziehung zu den Centerboys noch mal intensiviert und gerade jetzt nach einem halben Jahr ist es ein guter Zeitpunkt, um noch mehr im Center einzusteigen.

Weiterhin werden wir die abendlichen „Preps“ (Studien- und Lernzeit) aufgrund von einem verrückt spielenden Stromausfallplans ab nächster Woche immer von 17 bis 18 Uhr abhalten, da es um diese Zeit noch hell ist, sollte der Strom ausfallen und da außerdem die Konzentration und Aufmerksamkeit der Centerboys viel besser ist. Vielleicht etabliert sich dieses System für die Zukunft auch, aber zunächst werden wir es nur mal ausprobieren, um zu sehen, wie und ob das so besser klappt.

 

Ansonsten haben wir gestern dem neuen Land in Ayikuma einen spontanen Besuch abgestattet. Unser ursprünglicher Plan war es in ein Naturreservat gar nicht weit von Ashaiman und Ayikuma zu fahren, wo man Affen, Vögel, Antilopen und historische Höhlenmalereien sehen kann. Leider hat unser Reiseführer uns aber nicht richtig über die auf uns zukommenden Kosten informiert und so standen wir mit zu wenig Geld am Eingang der „Shai Hills“. Ziemlich bitter, da wir ja nun einmal schon dorthin gefahren waren. Aber da ließ sich in der Situation leider auch nichts dran ändern und so haben wir spontan beschlossen dem neuen Land in Ayikuma einen Besuch abzustatten. So sind wir – Lukas, Jan-Niklas, Fuseini und ich – dann von den „Shai Hills“ etwa eine halbe Stunde lang mit dem Taxi nach Ayikuma gefahren. Und der Fortschritt dort kann sich wirklich sehen lassen! Die beiden Häuser sind mittlerweile deutlich als solche erkennbar, die einzelnen Zwischenwände sind gezogen, sodass man schon die Zimmer erkennen kann und auch sonst geht es dort sehr gut voran – völlig untypisch eigentlich für die Ghanaer, aber es geschehen eben doch noch Zeichen und Wunder.

man gönnt sich ja sonst nichts... ;)
man gönnt sich ja sonst nichts... ;)

Da wir nun auch schon früher als erwartet von unserem Trip zurück waren, haben wir uns spontan überlegt, dass wir mit Jan nach Accra zum Döneressen fahren. Das hatten wir zwar schon vor Weihnachten besprochen, aber bis jetzt hat sich einfach noch keine günstige Gelegenheit ergeben. Das sollte sich nun aber ändern und deshalb sind wir gestern Abend nach Accra in ein türkisches Restaurant gefahren und haben es uns mal wieder ordentlich gut gehen lassen. Es tat wirklich gut nach langer Entbehrung wieder richtiges, leckeres Fleisch zu essen und insgesamt war es ein sehr gemütlicher und schöner Abend.

Am Montag werde ich nochmals nach Accra zur deutschen Ärztin fahren, damit wir in Sachen Gesundheit hoffentlich endlich mal voran kommen. Vielleicht habe ich dann nächstes Wochenende gute oder zumindest bessere Neuigkeiten bzgl. meiner Gesundheit für Euch.

Außerdem möchte ich mich noch bei allen bedanken, die sich immer nach mir und meiner Gesundheit erkundigen. Es hat mich wirklich gerührt wie viele von Euch sich sehr um mich sorgen und immer wieder nachfragen, wie es mir geht oder ob es mir inzwischen besser geht. Ich kann Euch in der Hinsicht beruhigen, dass ich mich quasi daran gewöhnt habe, dass es mir im Moment nun mal nicht 100% gut geht und dass ich dadurch ein bisschen eingeschränkt bin. Natürlich ist das kein Optimalzustand, aber ich bin mir sicher, dass wir das Ganze bald in den Griff kriegen werden und dann kann ich hier auch wieder voll durchstarten.

 

Bis dahin viele liebe Grüße aus Ashaiman und genießt noch die restlichen Karnevalstage

Alina :)

 

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