Noch immer keine Weihnachtsstimmung, Jahresabschlusstests im Center, Armbänder zum Selbermachen & ein schöner Jahresabschluss

Mahaá Ihr Lieben und einen schönen vierten Advent!

 

„Bald ist Weihnachten!!“, würde ich in Deutschland kreischen, in Vorweihnachtsstimmung und eingepackt in zehn Mänteln, Mütze, Stiefeln und Schal fröhlich durch die Stadt springen, die Wirtschaft durch mein exzessives Weihnachtsgeschenkeshopping boomen lassen, Schokolade und Lebkuchen in Massen konsumieren und Kekse backen.

Nur bin ich zurzeit nun mal nicht in Deutschland. Das Weihnachtlichste hier in Ghana bisher war ein kitschiger Tannenbaum und ein bisschen Wehnachtsdeko, die in einer Mall hier aufgebaut und aufgehängt waren, wo ebenfalls Weihnachtslieder liefen und die Kassierer alle mit Weihnachtsmannmützen rumgelaufen sind. Und ehrlich gesagt wurde mir zu diesem Zeitpunkt erst bewusst, was mir hier  eigentlich fehlt. Mir ist klar geworden, dass auch Deutschland gewisse Bräuche und eine Kultur hat, die ich nie als solche wahrgenommen habe, die ich aber dennoch sehr schätze und in diesem Jahr vermisse. Ich kann jedem von euch nur ans Herz legen, die Weihnachtszeit, dem ganzen Trubel zum Trotz, einfach zu genießen. In Momenten, in denen man denkt "ich raste gleich aus!", weil der Tannenbaum nicht den richtigen Grünton hat, weil den Liebsten viel zu spät DAS Geschenk, was sie unbedingt haben müssen, einfällt, weil die Weihnachtskekse im Ofen verbrennen, weil die Kinder täglich fragen, wann denn endlich das Christkind komme, weil du keine Lust auf das Anrücken von Menschenmassen hast - Versuch kurz, für dich die Zeit anzuhalten. Atme tiiiieeef durch und sieh dich um. Schau, wie schön Deutschland um diese Zeit ist (vielleicht abgesehen von dem Mistwetter, von dem mir zurzeit ständig berichtet wird). Lass das Chaos kurz ruhen und nimm dir die Zeit und schlendere mit einem Glühwein in den mit Handschuhen bedeckten Händen über den Weihnachtsmarkt und lass das Treiben der Mitmenschen an dir vorbeiziehen. Es kommt der Zeitpunkt, da ist der Vorweihnachtsstress, der in meinen Augen der schönste Stress der Welt ist, vorbei und man erwartet nur noch seine Lieben um mit ihnen zusammen ein paar schöne Festtage zu genießen. Und dann ist auch das ganze Tohuwabohu schnell vergessen. Also genießt den Rest der Weihnachtszeit und macht Euch klar, wie schön Weihnachten eigentlich ist!

Ich habe in Ghana schon viel erlebt, viele tolle Menschen kennengelernt und Vieles würde mir auch jetzt - nach 111 Tagen - schon sehr fehlen. Aber so hin und wieder denke ich schon "Jetzt ein bisschen über den Weihnachtsmarkt schlendern, sich morgens auf dem Weg zur Uni die Nase abfrieren, einen Glühwein mit den Liebsten trinken, das wär's jetzt". Ein Gutes hat es aber dennoch, dass hier irgendwie so gar keine Weihnachtsstimmung aufkommen will: So bin ich nicht ganz sooo sentimental und letztendlich zieht die ganze Weihnachtszeit fast einfach so an mir vorbei. Auch das Heimweh hält sich dadurch sehr in Grenzen, da ich mich wirklich null weihnachtlich fühle. Nichts desto trotz freue ich mich aber schon jetzt auf das nächste Weihnachten, das ich wieder mit allen meinen Lieben unter'm Tannenbaum und hoffentlich bei den richtigen Temperaturen und vielleicht sogar im Schnee verbringen darf! 

So, jetzt aber zurück zum Center und den letzten Tagen. Die waren nämlich auch hier in Ghana stressig, auch wenn es nicht der typische Vorweihnachtsstress war.

Am Dienstag und Mittwoch haben wir nämlich im Center Jahresabschlusstests mit den Kindern geschrieben. Dafür haben wir alle zusammen im großen Raum versammelt und jeder hat einen Einzeltisch bekommen (ich habe mich ein bisschen an meine Abizeit erinnert gefühlt), auch wenn wir natürlich hier längst nicht sooo streng alles bewerten und mit Argusaugen auf die Kinder achten ;) Das wäre alleine deshalb schon nicht möglich, weil wir den meisten Kindern schon x-mal die Aufgabenstellungen oder Zahlen vorlesen mussten. Es ist traurig aber wahr, dass viele der Kinder noch immer nicht selber lesen können und bei den Tests ist uns einmal mehr klar geworden, dass wir darauf im neuen Jahr besonders achten müssen und uns die Zeit nehmen müssen, den Kindern vernünftig das Lesen beizubringen. Somit waren wir drei Volos während den Tests also die meiste Zeit damit beschäftigt, den Kindern alles vorzulesen oder bei den Kleinsten nach jeder geschriebenen Zahl bzw. Buchstaben zu gucken und zu sagen „sehr gut, dann mach mit dem nächsten weiter“. Außerdem haben wir jedem der Kinder die Chance gegeben vor der Abgabe noch mal alles zu überprüfen und wir haben mit kleinen Hinweisen darauf aufmerksam gemacht, dass bestimmt noch Fehler in den Aufgaben sind, aber die meisten der Kinder haben das entweder nicht ernst genommen oder wollten dann einfach nur in die Pause gehen und hatten keine Lust mehr über alles noch mal drüber zu gucken. Nun ja, das Resultat hat sich dann am Donnerstag gezeigt…

An diesem Tag haben wir nämlich den Kindern nach der morgendlichen Devotion ihre Tests zurückgegeben und das Ergebnis war leider für uns ziemlich ernüchternd. Gerade in „meiner“ Klasse haben die meisten Kinder wirklich sehr schlecht abgeschnitten. Vor allem Englisch bereitet allen noch große Schwierigkeiten, was natürlich zu einem großen Teil auch daran liegt, dass sie eben nicht vernünftig lesen können und meistens dann auch die Aufgaben nicht verstehen. Aber auch in Mathe haben bis auf Samuel, der sogar 92% erreicht hat, alle ziemlich schlecht abgeschnitten. Natürlich bleibt die Frustration nicht aus, wenn man so etwas sieht und weiß, dass man die letzten 3 Monate nichts anderes mit den Kindern im Unterricht gemacht hat und sie es trotzdem anscheinend nicht verstanden haben. Aber dennoch hoffe und glaube ich, dass wir im neuen Jahr mit neuer Energie wieder Alles geben werden und dann auch bald bessere Resultate erzielen werden.

Unter Bildern findet Ihr noch mehr Fotos, die auch belegen, dass die Kinder ihre Ergebnisse nicht zu ernst nehmen und nicht allzu deprimiert oder traurig sind. Das ist natürlich einerseits schön, aber andererseits wünscht man sich als Lehrer natürlich schon, dass die Kinder sich manche Dinge mehr zu Herzen nehmen und ich hoffe, dass zumindest einige vielleicht in den Ferien ein bisschen lernen und den Stoff wiederholen.

Nach diesem Teil des Morgens wartete aber natürlich zum Jahresabschluss auch noch ein schönes Ereignis auf die Kinder: Jan-Niklas' Mutter hat ihm nämlich einige Teile geschickt, mit denen man Armbänder selber machen kann und das wollten wir dann an diesem Morgen mit den Centerkindern machen. Dafür haben wir die Kinder in drei etwa gleich große Gruppen aufgeteilt und jeder Volo hat seiner Gruppe erklärt wie genau das Ganze funktioniert. Die Größeren hatten recht schnell den Bogen raus, nur bei den Kleineren mussten wir öfters helfen und auch einige Male alles wieder komplett aufmachen, weil ihnen ganz am Anfang ein fataler Fehler unterlaufen ist. Glücklicherweise hatte nach einiger Zeit aber jeder sein Armband und alle waren glücklich und zufrieden und die Kinder wollten gar nicht mehr aufhören und waren total enttäuscht, als wir ihnen eröffnet haben, dass wir jetzt aufhören müssten.

Ein weiteres kleines Geschenk hatten wir aber noch für alle in Petto. Wir drei Volos haben nämlich für jedes Centerkind ein Rays of Hope Center Armband gemacht, das wir dann noch an alle verteilt haben, als ein kleines Zeichen der Zusammengehörigkeit. Auch das ist bei den Kindern super angekommen und an diesem Tag haben sie alle nicht mehr aufgehört zu lächeln. 

Auch hier findet Ihr noch viele schöne Bilder unter der Rubrik "Bilder".

die bunten Rays of Hope Center Armbänder
die bunten Rays of Hope Center Armbänder
Gruppenfoto mit den neuen Armbändern
Gruppenfoto mit den neuen Armbändern

 

DAS Highlight der Woche (vor allem für die New Boys) war aber sicherlich der gestrige Tag: Gestern hatten wir nämlich unsere Jahresabschlussfeier. Dafür sind wir schon früh morgens vom Center mit ca. 40 Beneficiaries nach Ayikuma auf das neue Land gefahren. Schon im Bus war eine sehr gute Stimmung, alle haben ausgelassen gesungen und sich unterhalten. Und je näher wir Ayikuma kamen, desto stärker wurde die Aufregung. Von allen Seiten haben die Kinder immer wieder gefragt „Sind wir schon da?“, „Ist das da das neue Land?“ oder „Sind wir eigentlich noch in Ghana?“ Das war schon sehr süß mit anzusehen, aber jetzt kann ich auch gut nachvollziehen, dass meine Eltern manchmal ein wenig genervt von mir waren. Gleichzeitig sind die Kinder aber einfach so süß, dass man gar nicht lange genervt sein kann und einfach nur darüber schmunzeln muss. Endlich in Ayikuma angekommen hielt es natürlich keines der Kinder mehr auf seinem Sitz und alle standen an den Fenstern des Busses und bestaunten das Land. Nach dem Aussteigen gab es dann kein Halten mehr und alle stürmten zum Gatter und auf das neue Land. Im März haben alle alten Beneficiaries einen Mangobaum auf dem Land gepflanzt und damit sozusagen adoptiert. Heute ging es dann für uns daran, den Baum jedes einzelnen Beneficiaries zu lokalisieren und ein neues Bild mit dem Fortschritt zu knipsen. Danach durften dann auch die New Boys jeder einen Baum adoptieren und natürlich durften auch wir Volos nicht fehlen. Somit wird jetzt auch für uns eine Seite in dem Mangobaumbuch angelegt und wir können im nächsten Jahr die Fortschritte unserer Mangobäume dort festhalten.

Für die Big Boys stand dann außerdem noch ein bisschen „Weeding“ im hinteren Teil der Plantage an, wobei einer der Jungs sogar ein junges Kaninchen gefangen hat. Leider hat er diesem dafür aber ein Bein mit seiner Hacke verletzt. Glücklicherweise hat aber einer der Jungs wohl auch Zuhause Kaninchen und hat sich dem armen Kerl dann angenommen.

Nach getaner Arbeit saßen wir später alle noch gemütlich zusammen und haben Kenkey mit Bohnensoße gegessen, lecker! Aber nach dem Aufräumen ging es dann auch schon wieder zurück zum FCP, wobei man v.a. bei den kleineren Jungs gemerkt hat, dass der Tag doch recht anstrengend war, da sie alle auf der Rückfahrt geschlafen haben.

Zurück im Center waren aber alle wieder putzmunter und wir konnten gemeinsam eine Fotoshow gucken. Diese war nochmal ein sehr schöner Rückblick auf das letzte Jahr und man hat gemerkt, dass alle es sehr genossen haben. Nach der Fotoshow wurde dann noch ein bisschen getanzt und gefeiert und wir haben diesen wirklich schönen Tag gut ausklingen lassen!

 

Nun sind aber auch hier in Ghana Ferien in den öffentlichen Schulen, da der erste Schulterm jetzt vorbei ist, und damit haben auch wir Volos (endlich) Ferien. Daher ist auch das Center seit heute geschlossen und alle Beneficiaries, auch die New Boys, gehen über die Ferienzeit zurück in ihre Familien. Das gehört zum Prozess der Reintegration in die Familie, sodass die Jungs dort nicht den Anschluss verlieren. Für die New Boys ist das natürlich gar nicht so einfach. Grade angekommen und Zuflucht im Center gefunden, müssen sie jetzt erstmal für 3 Wochen wieder zurück in ihr altes Leben. Vor allem für unseren Street Worker Tetteh bedeutet das natürlich viel Arbeit. Er muss sich darum kümmern, dass die Jungs untergebracht werden und in ihren Familien bleiben und nicht wieder auf der Straße schlafen. Daher steht er auch in engem Kontakt mit den jeweiligen Familienangehörigen der Jungs und besucht sie öfters.

Wir werden, wie ich ja bereits mehrmals angekündigt habe, die Ferien nutzen, um vom 26.12. bis zum 04.01. in Urlaub zu fahren. Dabei wollen wir neue Kraft tanken, uns mit anderen Freiwilligen treffen und einfach ein bisschen Abstand gewinnen und entspannen.

Vor dem 26.12. werde ich aber versuchen mich noch mal zu melden und Euch berichten, wie Weihnachten bei uns in Ghana so verlaufen ist.

 

Dennoch wünsche ich Euch jetzt schon allen ein Frohes Weihnachtsfest! Vielleicht habt ihr ja in Deutschland weiße Weihnachten. Darauf muss ich mich hier nicht einmal ansatzweise einstellen oder hoffen, wir sind nämlich noch immer in der Harmatanzeit. Also wird bei uns Sand aus der Sahara rüber geweht, da ist Schnee, wie ich finde, sicherlich angenehmer. Dafür ist es hier aber immerhin schön warm und sonnig.

 

Alles Liebe und bis bald!

Alina <3

 

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