Alltägliche Arbeit im Center, endlich Internet (!), Neues vom Post Office & ein Besuch in Ningo/ am Prambeach

auch wir haben Dank Jan-Niklas' Mutter einen Adventskranz
auch wir haben Dank Jan-Niklas' Mutter einen Adventskranz

Hallo Zusammen und einen schönen ersten Advent Euch allen!

 

Jetzt ist tatsächlich auch schon der November um und wir haben 3/12 also 1/4 unserer Ghanazeit hinter uns. Kaum zu glauben wie schnell drei Monate vergehen können!

 

Und noch immer gibt es eigentlich jede Woche etwas zu berichten was neu, spannend oder interessant war. So auch diese Woche:

Die Woche fing damit an, dass ich am Dienstag mein Kleid vom Schneider abgeholt habe. Auf den ersten Blick sah es recht groß und breit aus und als ich es dann anhatte, stellte sich heraus, dass es tatsächlich zu lang und zu breit war. So fuhr ich am Donnerstag (mittwochs waren wir ziemlich „busy“) wieder zur Schneiderin, um ihr meine Änderungswünsche mitzuteilen. Ich zog also das Kleid noch mal an, damit sie besser sehen konnte, was sie verändern sollte und sie war hellauf begeistert: „Wow, das Kleid sieht super aus! Die Farben stehen dir total gut und es sieht wirklich schön aus.“ Dennoch konnte sie meine Änderungswünsche nachvollziehen und meinte, dass es wahrscheinlich nachher noch besser aussehen würde und ich es schon am nächsten Tag abholen könnte. Gesagt getan. Ich fuhr also am Freitag wieder bei ihr vorbei und holte mein geändertes Kleid ab und siehe da, es sieht wirklich viel besser aus. Ich hatte es heute direkt in der Kirche an und muss sagen, dass die Ghanaer alle super reagiert haben. Viele haben mich angelächelt und waren sichtlich erfreut, dass die Obrunis jetzt auch Ghana-Sachen anhaben.

Außerdem habe ich mit der Schneiderin noch über meine nächsten Vorhaben gesprochen: Ich möchte nämlich bald gerne eine Hose und ein Shirt machen lassen und habe sie gefragt, ob sie das auch machen kann und wie viel und welchen Stoff man dafür braucht. Alles in allem habe ich gut eine dreiviertel Stunde mit ihr gequatscht und sie war wirklich nett. Ich glaube, mit ihr habe ich eine gute Wahl für meine Stamm-Schneiderin getroffen, da sie nicht nur handwerklich begabt, sondern auch ein toller Mensch ist.

 

Diese Woche ist uns aber auch einmal mehr klar geworden wie anstrengend die Arbeit im Center sein kann und ist: Nicht nur, dass die Pünktlichkeit mancher Kinder wirklich zu wünschen übrig lässt, sondern ihre generelle Einstellung zu den Classes ist wirklich daneben. Beispielsweise sind am Dienstag nach der Pause 8 Kinder einfach so verschwunden und niemand wusste wo sie waren. Sie sind einfach in der Pause gegangen und danach nicht mehr wiedergekommen. Erst nachdem die zweite Unterrichtstunde und damit die Classes für den Tag generell beendet waren, sind sie zurück zum Center gekommen. Als wir sie gefragt haben wo sie denn gesteckt hätten, haben sie allen Ernstes gesagt, dass sie auf der Hauptstraße Prostituierte beobachtet hätten… Da fragt man sich wirklich was diese Kinder treibt!

Aber nicht nur das ist ein Problem, sondern v.a. das unregelmäßige Erscheinen vieler Kinder macht uns zu schaffen. Einer der Jungs war diese Woche z.B. nur ein einziges Mal im Center und das obwohl sein Vater im letzten Meeting hoch und heilig versprochen hat, dass sein Sohn jetzt regelmäßig kommt und er es selbst hassen würde, dass der Junge mit ihm auf der Straße arbeiten muss… So hatte ich diese Woche das Problem, dass aus „meiner“ Klasse meistens nur ein Schüler/ Schülerin da war; wie will man da in irgendeiner Art und Weise etwas erreichen oder im Stoff weiterkommen?! Aber das verstehen die Kinder eben nicht und es gehört auch zu unserer Aufgabe ihnen genau diese Probleme und Schwierigkeiten klar zu machen und nahe zu bringen. Dennoch ist es wirklich frustrierend zu sehen wie die Kinder immer wieder in alte Muster zurückfallen und man meint gegen Wände zu reden. Trotzdem gibt es aber auch immer wieder kleine Momente in denen man so stolz auf die Kinder ist und glücklich, dass sie endlich etwas geschafft oder erreicht haben, auf das man schon so lange hingearbeitet hat!

 

Am Mittwoch hatten wir den Abend frei und so entschieden wir uns recht spontan abends mit Justice bei T-Havanna das Champions League Spiel zwischen Arsenal und Dortmund zu gucken. Leider wurde es nicht auf der großen Leinwand draußen übertragen, sondern wir mussten in ein kleines Pub im inneren des Ladens ausweichen. Dort war aber eine super Stimmung und Atmosphäre. Dennoch war Jan-Niklas, glaube ich, der einzige Dortmundfan im ganzen Laden, da die Ghanaer alle Arsenal unterstützt haben und ich und Lukas eher neutral waren. Schade also für ihn, dass Dortmund verloren hat, aber für uns war es mal wieder ein netter und vor allem abwechslungsreicher Abend.

 

Außerdem gibt es Neuigkeiten bezüglich unseres Internets. Das Wichtigste zuerst:

Wir haben wieder Internet!!!

Zwar nicht so wie wir es uns erhofft und eigentlich geplant hatten, aber immerhin läuft es jetzt wieder. Nachdem die Jungs letzten Freitag rausgefunden haben, dass man wohl in ganz Ashaiman aufgrund von Straßenarbeiten bis März keine Kabel verlegen kann, mussten wir uns also eine Alternative suchen und das haben wir auch gemacht. Daher sind die Jungs am Donnerstag noch mal nach Tema zu Vodafone gefahren und haben ein tragbares Modem gekauft. Damit wollen wir jetzt erstmal die Zeit bis März überbücken und dann sehen wir weiter. V.a. sind wir noch nicht davon überzeugt, dass die Straßenarbeiten wirklich bis März fertig gestellt sind…

unsere Päckchen
unsere Päckchen

Ich habe dann am Donnerstag die Gelegenheit genutzt und bin zum Post Office gefahren, da anscheinend ein paar Dinge für uns angekommen sind. Die „paar“ Dinge stellten sich dann als vier Päckchen und eine Postkarte heraus. In weiser Voraussicht habe ich zum Glück nicht nur eine Tasche mitgenommen, aber selbst mit zwei Taschen hatte ich Probleme alles heile zum Volohaus zu transportieren. Glücklicherweise bin ich aber sicher und unbeschadet dort angekommen, obwohl ich mich auf dem Weg so bepackt doch ein wenig unwohl gefühlt habe, gerade weil ich von sehr vielen Leuten angeguckt und angequatscht wurde. Da jeder von uns ein Paket bekommen hat, haben wir erstmal eine große Paketaufmachaktion in der Küche gestartet und konnten uns alle über viele verschiedene Kleinigkeiten freuen. Naja fast. In Lukas Päckchen, welches wohl vom Zoll geöffnet wurde, lagen leere Süßigkeitenverpackungen… was für Blödmänner da wohl in der Zollstelle gesessen haben. Mal abgesehen davon, dass es eine Unverschämtheit ist, Dinge aus dem Paket zu nehmen und zu essen, muss man ja nicht auch noch die leere Verpackung wieder reinwerfen. In Deutschland würde man sich wohl sofort beschweren, aber hier gestaltet sich so etwas immer etwas schwieriger und man würde sowieso nichts erreichen. Nichts desto trotz bleibt ein fader Beigeschmack…

 

Samstag, 29.11.2014

 

Heute müssen wir schon um 7:45 Uhr aufstehen, da wir uns um 8:30 Uhr mit Justice am Center treffen wollen, um zur Senior High School in Ningo zu einer Preisverleihung zu fahren. Natürlich sind wir drei Volos super pünktlich am Center, aber Justice lässt wie immer auf sich warten. Als er endlich um 9:20 Uhr ankommt, gehen wir zur Trotro-Station, um von dort nach Ningo zu fahren. In Ningo angekommen verpasst Justice erst einmal die Haltestelle, sodass wir eine extra Runde um den Block drehen müssen. Endlich wieder an der Station angekommen steigen wir vom Trotro ins Taxi, das uns zur Schule bringt. Dort ist ein Platz mit Zelten und Fahnen geschmückt und wir dürfen im Schatten auf Plastikstühlen Platz nehmen. Eigentlich sollte die Zeremonie schon um 9 Uhr beginnen, aber als wir gegen 11 Uhr eintreffen, ist noch immer nichts passiert. Gegen 11:30 Uhr geht es dann mit einer Parade der Schulcorps los, gefolgt vom Einzug des Schulchors mit den Lehrern und den Ehrengästen unter denen sogar ein MP, ein „Member of Parliament“ ist. Dann kommen eine Reihe von Reden, die Nationalhymne und die Schulhymne werden gesungen und zwischendurch kommen immer mal wieder Schüleracts wie z.B. Tänze. Generell lässt sich aber sagen, dass die Veranstaltung sich ewig hinzieht und eine Pause zwischendurch mal nett gewesen wäre. Gegen 15 Uhr, nachdem gerade einmal 8 Preise verteilt wurden, obwohl das der Hauptteil der Verantstaltung ist, wird dann auf einmal eine Pause angekündigt, aber wir alle haben keine Lust mehr zu bleiben und so machen wir uns vom Acker, da wir auch noch zum Pram Pram Beach wollen. Wir treffen wir noch kurz Kate und Mary, zwei Beneficiaries an der Ningo Senior High, bevor wir mit dem Taxi nach Prambeach fahren. Dort angekommen müssen wir feststellen, dass gerade Ebbe ist und der Strand ziemlich steinig ist. Außerdem sind Essen und Getränke in dem Restaurant am Strand verhältnismäßig teuer und so entschließen wir uns zunächst den Strand ein bisschen weiter hoch zu laufen. Nach einem kurzen Fußmarsch bleiben wir bei einer Bank sitzen, ziehen uns um und gehen im Meer schwimmen. Vorsichtig warten wir über die Steine und durch Algen ins Meer, wobei sich das Reingehen noch als leichter herausstellt als das wieder Herauskommen. Leider ist noch immer Ebbe und so kann man auch weit im Wasser noch auf dem Boden stehen und das Schwimmen gestaltet sich eher schwierig, aber dennoch war es schön einmal wieder das Meer gesehen und gefühlt zu haben, nachdem wir schon 2 ½ Monate nicht dort waren. Und das obwohl wir eigentlich einen Katzensprung vom Meer entfernt wohnen. Wir arbeiten einfach zu viel… ;) Nach der Erfrischung machen wir uns auf den Rückweg zum Restaurant als gerade ein Fischerboot am Strand einläuft. Schnell versammelt sich eine Gruppe Männer, die den 5 Fischern helfen, ihr Boot aus dem Wasser zu ziehen. Das lassen sich natürlich auch Justice, Lukas und Jan-Niklas nicht entgehen. Während ich also sehr dekorativ als Kleider- und Handtuchständer missbraucht werde, helfen die drei kräftig mit.

Nachdem wir wieder am Restaurant angekommen sind, entscheiden wir uns dort nicht zu essen, sondern lieber an der Trotro Station in Pram Pram. So wollen wir, nachdem wir uns umgezogen haben, gerade zur Straße laufen, als uns eine Familie mit zwei kleinen Kindern anspricht. Der kleine Junge ist wohl drei Jahre alt und ich soll ihn heiraten… Nun ja, that’s Gahan. Wir sprechen dann noch etwa 30 bis 45 min. mit ihnen und werden auch direkt für morgen zum Essen zu ihnen eingeladen. Wir lehnen dann dankend und mit der Begründung, dass wir zur Kirche müssen ab. Nach diesem Gespräch laufen wir zurück zur Straße wo wir ein Trotro nehmen wollen. Da gerade ein Taxi vorbeikommt, nehmen wir dieses bis zur nächsten Trotro Station, wo wir außerdem noch ein Würstchen und ein bisschen Ananas essen. Im Trotro passiert dann schon nach kurzer Fahrt ein Unglück: Der Fahrer rast im Dunklen mit viel zu wenig Licht und viel zu hoher Geschwindigkeit über die Staubpiste und da ich hinten am Fenster sitze, kriege ich alles gut mit. Nachdem wir relativ heftig und unsanft durch ein Schlagloch gefahren sind, hören wir ein Geräusch als würde Luft aus einem Reifen entweichen und so war es tatsächlich auch. Nach 200 Metern hält das Trotro auch an und alle müssen aussteigen. Alle zusammen begutachten dann das Unglück und sehen, dass der komplette hintere Reifen platt ist. Der „Mate“, also der Mann, der immer das Geld einsammelt, und der Fahrer hatten aber glücklicherweise einen Ersatzreifen im Kofferraum und so versuchen sie schnell den Reifen zu wechseln. Das ist aber doch etwas schwierig, da das Trotro nicht auf einem geraden Untergrund steht und der Wagen einmal fast den Mate eingeklemmt hätte, als er vom Wagenheber runtergerollt ist… Als sich herausstellt, dass es wohl doch länger dauern wird bis der Reifen gewechselt ist, beschließen wir, dass wir doch lieber ein anderes Trotro zu nehmen und haben sogar Glück, dass gerade eins vorbei kommt. Justice holt dann noch schnell meine 20 Cedi, die ich dem Mate schon bezahlt hatte, zurück und dann geht die Reise im anderen Trotro weiter. Dennoch hatten wir Glück im Unglück: Wäre der Reifen direkt geplatzt, hätte der Fahrer vermutlich total die Kontrolle über das Trotro verloren, was auf ghanaischen Straßen sicher nicht gut ausgeht.

Gegen 19:30 Uhr sind wir dann wieder sicher und glücklich, aber auch sehr müde und geschafft zurück im Volohaus, da das Trotro netterweise fast bei uns vor der Haustür vorbeifährt und wir so nur ein kleines Stück zu Fuß laufen müssen.

Fazit also: Ein weiterer schöner Tag in Ghana, der wie immer einige Überraschungen parat hatte.

 

Soweit das Neueste aus dem warmen und sonnigen Süden. Ich wünsche Euch eine schöne und besinnliche Adventszeit und bis bald! <3

 

P.S.: An dieser Stelle noch der Hinweis auf die neue Rubrik "Adventkalender". Schaut doch mal vorbei, wenn Ihr Zeit habt! :)

 

Hier könnt Ihr Euch selbst ein Bild davon machen wo wir waren:

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Lukas

Jan-Niklas

 

 

 

 

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