Ghanaisches Kleid in Aussicht, weitere Parent Meetings, Computer Classes starten im Center, Aufräumaktion im Volohaus & noch immer kein neues Internet

Hallo Ihr Lieben!

 

Wieder ist eine Woche vergangen und morgen bin ich schon ganze 12 Wochen in Ghana, ist das zu fassen?! Damit liegt schon fast 1/4 meiner gesamten Ghanazeit hinter mir und ich muss sagen, dass ich bis jetzt schon unglaublich viel erlebt habe. Dennoch glaube ich, dass noch viel, viel mehr interessante, ungewöhnliche, schöne und spannende Erlebnisse und Eindrücke vor mir liegen und ich freue mich schon jetzt sehr darauf.

Jetzt ist auch der November schon fast um und hier sind es 32° C und mehr. Ganz schön ungewöhnlich solche Temperaturen um diese Jahreszeit zu haben…

 

Zunächst haben wir diese Woche beim morgendlichen Unterricht die Level 2 Klasse nochmals in ein höheres und ein niedrigeres Niveau unterteilt, da die Wissensunterschiede zwischen den Kindern immer noch extrem unterschiedlich sind. Ich habe dann meistens mit dem höheren Level Unterricht gemacht, da diese Kinder immerhin halbwegs gut Englisch verstehen und ich ihnen so auch viele Dinge erklären kann. Das niedrigere Niveau hat immer ein Ghanaer übernommen, da die Kinder kaum Englisch verstehen und die meisten Erklärungen nur auf Twi erfolgen können, damit die Kinder sie verstehen. Dennoch kam ich diese Woche auch bei der Klasse mit höherem Niveau an meine Grenzen. Es ist schon frustrierend, wenn man quasi gegen eine Wand redet und merkt, dass nichts von dem was man sagt ankommt. Nichts desto trotz gebe ich jeden Tag aufs Neue mein Bestes und versuche irgendwie an die Kinder heranzukommen, sodass sie meinen Erklärungen folgen können. Irgendwann – so hoffe ich zumindest – wird sich diese Arbeit und Mühe hoffentlich auszahlen!

Eine gute Neuigkeit bezüglich der Classes gibt es aber auf jeden Fall. Ich hatte am Dienstag die Möglichkeit mich länger mit Tetteh zu unterhalten und er war ziemlich überzeugt, dass wir wahrscheinlich die drei Mädels aus der Level 3 Klasse schon zum nächsten Term, der am Anfang des neuen Jahres beginnt, in eine der öffentlichen Schulen einschulen können. Damit ist einmal ihnen geholfen, weil sie dort besser gefördert werden und auch für uns wäre es eine enorme Entlastung, eine Klasse weniger zu haben, da wir uns so besser auf die Schwächeren konzentrieren können.

 

tadaaa, da ist also mein neues Kleid. Für meinen Geschmack noch etwas zu "brav", aber das Nächste wird besser ;)
tadaaa, da ist also mein neues Kleid. Für meinen Geschmack noch etwas zu "brav", aber das Nächste wird besser ;)

Außerdem habe ich am Dienstag den Stoff für mein erstes ghanaisches Kleid gekauft und zum Schneider gebracht. Das Aussuchen hat ganz schön viel Zeit in Anspruch genommen, da es so viele Stoffe zur Auswahl gab und ich mich gar nicht entscheiden konnte, welchen ich denn nun nehmen sollte. Letztendlich habe ich mich für einen blaugestreiften Stoff mit weißen Kringeln und Kreisen (kann man schwer beschreiben) entschieden. Nachmittags bin ich dann zu einer Schneiderin in der Nähe des Volohauses gefahren, die meine Maße genommen hat und das Kleid im Laufe dieser Woche schneidern wird. Kommenden Dienstag soll das Kleid dann endlich fertig sein und ich kann es abholen. Ich versuche sobald wie möglich ein Foto davon hochzuladen, damit Ihr es auch begutachten könnt. Leider weiß ich selber noch nicht wirklich wie es aussehen wird, daher bin ich genauso gespannt wie Ihr und freue mich schon sehr auf Dienstag.

Wie Ihr sehen könnt, war ich heute (25.11.) beim Schneider und habe das Kleid abgeholt. Für meinen Geschmack ist es ein bisschen zu brav, daher lasse ich es vielleicht nochmal ändern. Aber man muss ja allesw erst einmal ausprobieren. Beim nächsten Mal wirds mit mehr Erfahrung und einer genauen Vorstellung bestimmt besser!

 

Eine weitere gute Neuigkeit dieser Woche ist, dass die zwei neuen Häuser (ein Mädchen- und ein Jungenhaus) auf dem neuen Land in Ayikuma (angeblich) bis Ende März fertig sein sollen. Das würde bedeuten, dass schon bald auch Mädchen zum Schlafen aufgenommen werden könnten und dass viele der Kinder dann aufs Land umziehen können. Weiterhin entwickelt sich das neue Land sehr gut. Einige der Pflanzen wachsen und gedeihen prächtig und seit neustem gibt es auch drei Hühner und einen Hahn auf unserem Land. Ihr seht also, dass es auch hier voran geht und das Projekt „Ayikuma“ dieses (Volo-)Jahr (also 2014/2015) wahrscheinlich endlich real wird.

 

Ebenso durfte ich diese Woche Donnerstag und Freitag an zwei Parent Meetings teilnehmen. Diese Meetings sind der erste Schritt in Sachen Einzug im Center. Doch bei diesen Meetings lernt man auch ganz unterschiedliche Typen an Eltern kennen. Während einige Eltern absolut desinteressiert sind und eigentlich nur schnell wieder nach Hause, auf den Markt oder sonst irgendwohin wollen, machen sich anderen Eltern durchaus Gedanken um die Zukunft ihrer Kinder und wissen die Hilfe des FCP sehr zu schätzen – nun ja, zumindest oberflächlich. Denn auch hier spielt Scheinheiligkeit eine große Rolle. Beispielsweise war am Freitag der Vater eines New Boys zum Meeting da, der oberflächlich sehr gut informiert und interessiert schien. Er stellte viele Fragen und dankte uns immer wieder für unsere Hilfe. Auch betonte er, wie wichtig es sei, dass sein Sohn regelmäßig komme, dass er nicht wolle, dass sein Sohn mit ihm auf dem Markt arbeitet und dass es wichtig sei, dass der Junge so schnell wie möglich ins Center einzieht. Gleichzeitig aber war der Junge diese Woche nur ein einziges Mal im Center und als Lukas, Jan-Niklas und Tetteh Montagabend bei der Familie Zuhause waren, haben sie gesehen, dass der Vater seinen Sohn geschlagen hat. Außerdem haben wir den Jungen schon öfters morgens auf dem Weg ins Center auf dem Markt bei der Arbeit gesehen und jedes Mal hat er uns versprochen, er würde heute noch ins Center kommen, aber er ist nie aufgetaucht. Während dem Parent Meeting am Freitag konnte man allerdings den Eindruck gewinnen, dass der Vater durchaus besorgt ist und nur das Beste für seinen Sohn will. Man sollte meinen, dass er gleich am Montag die Krankenversicherung für seinen Sohn abschließt, welche eine Vorraussetzung für die Aufnahme im Center ist, und der Junge dann so schnell wie möglich einzieht. Sollte man meinen… Ich bin sehr gespannt, ob der Junge am Montag überhaupt im Center auftaucht oder ob er nicht doch wieder gezwungen wird auf dem Markt bei der Arbeit zu helfen.

Eine weitere Überraschung war es für mich als diese Woche einer der New Boys mit einem alten Gameboy im Center aufgetaucht ist. Er erzählte uns dann ganz stolz, dass seine Oma, mit der er zurzeit noch in Ashaiman lebt, den Gameboy für ihn gekauft hat. Für uns war das absolut unverständlich, denn es wäre viel eher nötig, so schnell wie möglich eine Krankenversicherung für den Jungen abzuschließen, damit er im Center einziehen kann. In diesen Dingen setzten viele Verwandte der Kinder absolut falsche Prioritäten. Während unsereins sofort die Krankenversicherung beantragen würde, kümmert es die meisten Eltern hier gar nicht. Und das obwohl eine Kinderkrankenversicherung hier gerade einmal 4 bis 6 Cedi (also 1 bis 1,50€!!!) kostet. Vom Center aus gesehen ist die Beschaffung der Krankenversicherung lediglich ein kleines bisschen Verantwortung, das in die Hände der Eltern/ Verwandten gelegt wird. Doch auch mit diesem kleinen Stück Verantwortung können die meisten einfach nicht umgehen – oder wollen schlicht und ergreifend nicht, dass ihre Kinder im Center einziehen, weil sie deren Hilfe und Arbeitskraft selbst benötigen.

Im Zusammenhang mit der Krankenversicherung gibt es eine weitere durchaus zu erwähnende Sache, die mich sehr beeindruckt hat. Einer der New Boys, dessen Mutter nichts von ihm wissen will und dessen Vater im Gefängnis ist, ist selbst zu der Überzeugung gekommen, dass für ihn niemand eine Krankenversicherung machen wird. Er lebt zurzeit zwar mit einem Freund seines Vaters, aber der ist nicht bereit die Krankenversicherung für den Jungen zu machen, zumal der Junge nicht einmal einen richtigen Nachnamen hat, den man aber für das Abschließen einer Versicherung braucht. Der Junge hat daraufhin Tetteh, unseren Streetworker, gefragt, ob er selbst auf dem Markt arbeiten gehen solle, um das Geld für seine Krankenversicherung zu verdienen, da er keine Verwandten hat, die sich darum kümmern könnten. Dieses Verhalten hat mich wirklich sehr beeindruckt, da der Junge trotz seiner schweren Situation und seinem vermutlich noch recht jungen Alter schon so verantwortungsvoll ist und selbst weiß, dass es ohne die Versicherung mit seinem Einzug im Center nicht weitergeht. Zu Eurer Beruhigung hat Tetteh dem Jungen nicht erlaubt selbst arbeiten zu gehen, sondern er will stattdessen noch mal mit dem Vater und dem Freund des Vaters reden, ob es nicht irgendeinen Weg gibt, doch noch an die Versicherung zu kommen. Sollte dies nicht der Fall sein, wird in diesem speziellen Fall wahrscheinlich das Center für die Kosten der Versicherung aufkommen.

 

Diese Woche haben wir außerdem mit den Computer Classes im Center begonnen. Sie finden immer abends während der Preps-Zeit statt und zwar immer an einem bestimmten Tag für eine kleine feststehende Gruppe an Boys. Ich habe z.B. immer donnerstags die Kleinsten, also die Primary 1 Kinder, Isaac, Robert und Seth. Am Donnerstag hatten wir unsere erste Stunde und die drei waren furchtbar aufgeregt, weil sie nach fast 4 Monaten endlich wieder Computer Classes hatten. Mit den Kleinsten fange ich dieses Jahr noch mal ganz von vorne an, da sie im letzten Jahr noch nicht lange Computer Classes hatten und es sich so wirklich lohnt, den alten Stoff noch mal zu wiederholen. So haben wir uns am Donnerstag nur mit der Hardware eines PCs beschäftigt und dabei Dinge wie die Tastatur, den Bildschirm etc. kennengelernt. Außerdem durften die Jungs einmal den PC hoch- und wieder richtig herunterfahren. Damit war unsere erste Stunde dann auch schon wieder beendet, aber trotzdem waren alle drei super glücklich und freuen sich schon sehr auf die nächste Stunde.

 

nach unserer Aufräumaktion, da findet man sich gleich viel besser zurecht
nach unserer Aufräumaktion, da findet man sich gleich viel besser zurecht

So, damit sind wir schon fast am Ende, es fehlt nur noch eine Sache: Wir haben das Wohnzimmer im Volohaus gestern einmal ordentlich aufgeräumt und ausgemistet. Es hat uns fast den ganzen Tag gekostet, alle Schränke auszuräumen, auszuwischen und den noch guten Kram wieder einzuräumen. Was da z.T. an Staub, Müll und Dreck zum Vorschein kam war schon enorm und unsere Mülltonne quillt jetzt schon fast über (hoffentlich kommt die Müllabfuhr bald…), aber jetzt sehen das Wohnzimmer und die Wohnzimmerschränke wieder schön und ordentlich aus und wir hoffen, dass das auch so bleibt und die weiteren Vologenerationen von unserer Aktion auch noch profitieren können. Wir waren jedenfalls sehr stolz auf uns und die Arbeit und können es jetzt viel mehr genießen in einem aufgeräumten Wohnzimmer zu sitzen.

Für die Jungs aus dem Center, die heute nach der Messe noch bei uns im Garten zu Besuch waren, war es wie Weihnachten. Mit größter Freude haben sie unsere komplette Mülltonne durchwühlt und auf den Kopf gestellt und dabei nach Dingen gesucht, die sie noch gebrauchen können und die im Center noch Verwendung finden. Nach einiger Zeit sind sie dann stolz wie Oscar und mit einem großen Haufen „Müll“ wieder zum Center zurückgegangen – schön, wenn man den Jungs mit unserem „Müll“ noch eine Freude machen kann!

 

Mein letzter Punkt für heute ist – man glaubt es kaum – das noch immer nicht vorhandene neue Internet. Gestern sollte eigentlich jemand vorbeikommen, um zu checken, ob man das Modem bei uns in der Gegend und am Haus installieren kann, aber – ihr ahnt es bereits – es blieb beim „sollte“. Somit warten wir also weiterhin fieberhaft darauf, dass endlich irgendwas passiert und so langsam reißt uns hier echt der Geduldsfaden. Mittlerweile warten wir seit fast 4 Wochen und ich finde es wirklich schade, dass man ohne Internet heutzutage wirklich kaum noch was mitkriegt. Ich habe größtenteils keine Ahnung wie es meinen Freunden geht und was gerade bei allen so los ist. Außerdem habe ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr geguckt was sich in der Welt tut. Hier wird mir immer mehr klar, wie wichtig das Internet als Informationsquelle eigentlich ist und wie dankbar wir sein können und sollten, dass es eine solche Informationsquelle heutzutage gibt.

Nun ja, uns bleibt wohl nichts anderes übrig als brav abzuwarten was passiert und ob noch in diesem Jahr etwas passiert oder ob wir bis ins nächste Jahr warten müssen.

 

Eine wirklich allerletzte Sache habe ich aber noch:

Viele von Euch haben sich in letzter Zeit erkundigt, was ich mir wohl zu Weihnachten wünsche, oder ob sie mir mit einem Päckchen eine Freude machen könnten. Natürlich freue ich mich immer über Pakete, Postkarten oder Ähnliches aus der Heimat, aber um ehrlich zu sein, bekomme ich hier alle Konsumgüter, die ich zum (Über-)leben brauche. Daher wünsche ich mir auch nichts zu Weihnachten und Ihr braucht keine teuren Pakete schicken. Stattdessen könnt Ihr mir eine viel größere Freude mit einer Spende für mein Projekt bzw. die Aktion Lichtblicke machen! Spendet das Geld, das für ein Päckchen draufgehen würde, lieber für mein Projekt, dort ist es viel nötiger und wird dringender gebraucht.

Ich freue mich natürlich riesig, dass Ihr an mich in Afrika denkt und mir eine Freude bereiten wollt, aber seid Euch sicher, dass ich hier gut versorgt werde. Es ist ein Klischee, dass Afrika hinter’m Mond ist und man hier keine westlichen Konsumgüter kaufen kann. Gerade in der Nähe der Hauptstadt Accra bin ich bestens mit allem versorgt was ich brauche und ihr müsst mir keine deutschen Sachen zukommen lassen.

 

So, damit mache ich jetzt wirklich wieder Schluss für heute. Ich hoffe, Euch geht es allen gut und Ihr seid schon ein bisschen in Weihnachtsstimmung! Hier kommt leider nicht so wirklich Weihnachtsstimmung auf, da es einfach viel zu sonnig und zu warm dafür ist.

Seid Euch sicher, dass ich Euch trotz Informationsleck nicht vergessen habe und versuche, Euch so gut es geht auf dem Laufenden zu halten. Ich vermisse Euch alle!!

 

Gaaaanz viele liebe Grüße aus Ghana und bis bald!

 

P.S.: Ein weiteres Update (25.11.) gibt es nun doch bzgl. des Internets: Es wird dank der Straßenarbeiten, die zurzeit in Ashaiman stattfinden, wohl noch bis März dauern bis das Kabel bei uns verlegt werden kann. Bis dahin müssen wir uns jetzt nach einer Alternative umsehen. Ich halte Euch auf dem Laufenden...

 

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Lukas

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