"Kakra Kakra" geht es rein in die ghanaische Arbeitswelt

Hallo Zusammen!

 

Zunächst einmal für alle unter Euch, die nicht in den Genuss eines so guten Twi-Unterrichts bei Mr. Andy gekommen sind, wie wir: "Kakra Kakra" ist eine ghanaische Floskel, die soviel wie "small small", also "klein klein", bedeutet. Und genauso geht für uns auch langsam die Arbeit im FCP los. Stückchen für Stückchen werden wir jetzt eingebunden und dürfen uns z.B. im Unterricht, bei der Freizeitgestaltung oder beim Helfen bei den Hausaufgaben einbringen.

 

Dienstag, 30.09.2014

 

Eigentlich sollen wir heute zum ersten Mal im Center mitarbeiten, aber Jan-Niklas und Lukas haben gestern Abend beschlossen, dass wir erst nachmittags oder sogar abends hingehen, weil sie nicht so früh aufstehen wollen. So falle ich, nachdem ich dankenswerterweise um 6 Uhr noch mal einschlafen konnte, um etwa 8:40 Uhr aus dem Bett und wir frühstücken gemeinsam. Danach haben wir einen angenehmen und entspannten Vormittag währenddessen ich Blog, Emails, etc. checken kann. Nach dem Mittagessen wird es weiter gemütlich angegangen, aber Lukas und ich wollen nachmittags ins FCP, um dort zum ersten Mal zu helfen. Kurz nach dem Mittagessen ruft Jan Jan-Niklas an und bittet ihn wegen einer administrativen Arbeit ins Center zu kommen. Lukas und ich hingegen fahren erst gegen 16:30 Uhr los ins Center, um noch ein bisschen was von der Playing Time und dann später auch die Preps mitzubekommen. Somit heißt es also für uns rauf auf den Sattel und mit dem Fahrrad losgedüst zum Center. Dort angekommen werden wir überschwänglich von den Small Boys begrüßt, die gerade aus der Schule kommen. Nach einem kurzen Plausch mit Jan entschließen sich Lukas und ich uns mal im „Top“, also in der obersten Etage des FCP umzusehen, weil dort die Kinder fast alle versammelt sind und jeder etwas spielt. Zunächst drehen Lukas und ich aber noch das Video für Sister Laura, die demnächst heiraten wird, mit Fussini und Peter, wobei es den Kindern wirklich schwer fällt, nicht ständig zu lachen oder den Tisch anzustupsen, sodass die Kamera wackelt. Schlussendlich schaffen wir es aber doch ein halbwegs passables Ergebnis auf die Beine zu stellen und dann wird weitergerauft. Bis zu gefühlten 10 Kindern tummeln sich um Lukas und mich, springen uns auf den Rücken oder wollen uns unbedingt etwas zeigen. Das ist zwar einerseits ganz süß, aber andererseits leidet mein Rücken sehr unter diesem Geraufe. Morgen habe ich mit Sicherheit tierische Rückenschmerzen… Außerdem scheint einer der größeren Jungs wohl nicht zu wissen, dass er für dieses Spiel mittlerweile nicht mehr ganz so gut geeignet ist, weil er einfach viel zu groß und zu schwer ist, aber ihn stört das herzlich wenig und so springt er bei jeder Gelegenheit auf meinen Rücken, wobei ich immer fast auf den Boden falle, weil ich den Schwung und sein Gewicht einfach nicht halten kann.

Nach der Playing Time gibt es dann für die Jungs Abendessen: Banku mit irgendeiner wohl recht scharf geratenen Soße. In der Zeit haben wir Volos etwas Zeit um noch mal mit Jan zu quatschen und uns dann auch mit den Jungs zu unterhalten. Nachdem mehr oder weniger jeder gegessen hat, geht es an die Preps. Einige der kleineren Jungs müssen noch ihre Hausaufgaben machen und so sitzen wir drei Volos dabei und helfen ihnen. Es ist ganz schön erschreckend, wie schlecht manche von den Kindern sind. Aber trotzdem schaffen wir es, dass nach einiger Zeit doch jeder seine Hausaufgaben richtig gemacht hat und dann wird mit den Small Boys eine Art Vokabeltest geschrieben, bei dem sie Wörter buchstabieren/ aufschreiben müssen, die Peter ihnen diktiert. Auch dabei ist das Ergebnis erschreckend: der beste der Boys bekommt 15/20 Punkten, der schlechteste nur 5/20 und es wurden wirklich einfache Worte wie z.B. cup, standing, shoe oder book diktiert. Ein Wort können jedoch alle Kinder richtig schreiben und das ist „Ghana“. Danach geht es für mich ans Eingemachte, weil Peter mich jetzt mit den Boys alleine lässt. Ihre Aufgabe ist es, alle Wörter, die sie falsch hatten, noch mal von einem Zettel abzuschreiben und sie dann zu lernen, sodass sie sie Peter buchstabieren können, wenn er danach fragt. Es ist gar nicht so einfach die Boys bei Laune und v.a. bei der Arbeit zu halten. Ständig lenken sie sich gegenseitig ab, da der eine schon vor den anderen fertig ist. Schlussendlich artet die Situation ziemlich aus, sodass Peter aus seinem Raum kommt und den Jungs ganz schön einheizt. Danach ist es auch einigermaßen ruhig und sie sind relativ konzentriert, aber das währt nicht lange. Zwar werden die Worte gerade noch aufgeschrieben, aber auf das Auswendiglernen hat nun wirklich niemand mehr Lust. Immerhin kann ich zwei der Boys motivieren mit mir noch mal die Wörter zu üben und die beiden machen sich gar nicht schlecht. Also zumindest ein Teilerfolg. Nach den Preps, also etwa gegen 21 Uhr, wird dann die „Evening Devotion“, ein Abendgebet/ -gesang, eingeläutet. Die Kinder stellen sich alle mit Peter in einen Kreis und singen ein Lied und ein Gebet, um Gott zu danken und das hört sich gar nicht mal schlecht an. Danach stellt Peter uns den Boys noch mal allen vor und bittet sie, uns bloß nicht mit „Obruni“ anzureden, sondern uns ruhig noch mal nach unserem Namen zu fragen, wenn sie ihn vergessen haben. Aber nach diesem Appell ist dann wirklich Schluss für heute und auch wir Volos dürfen nach einer kurzen Besprechung bzgl. des morgigen Tages endlich wieder zum Volohaus fahren. Ich werde wohl morgen das erste Mal bei den Girls Classes aushelfen und soll daher schon um 9 Uhr im Center sein. Darauf bin ich schon sehr gespannt. Dennoch bin ich erstmal froh, dass wir nach der Besprechung endlich nach Hause aufbrechen und es etwa um 21:30 Uhr auch mal was zu Essen für uns gibt. Daran werde ich mich wohl noch gewöhnen müssen, dass es für uns jetzt immer erst so spät Abendessen gibt. Um etwa 23 Uhr falle ich dann ziemlich müde, aber auch glücklich ins Bett.

 

 

Ihr seht also, dass ich jetzt wirklich sehr im Stress sein werde, weil ich morgens schon früh im Center sein muss und abends erst sehr spät nach hause kommen werde. Daher schon hier die Ankündigung, dass es gut sein kann, dass ich meinen Blog wohl ab jetzt etwas vernachlässigen muss. Nichts desto trotz werde ich natürlich mein Bestes geben, um Euch immer auf dem Laufenden zu halten. Daher wird mein Blog ab jetzt vielleicht etwas mehr bildlastig und weniger schreiblastig ;) Aber Bilder sagen ja  bekanntlich sowieso viel mehr als Worte!

 

 

Mittwoch, 01.10.2014

 

An diesem Morgen muss ich recht früh aufstehen, da ich um 9 Uhr im Center sein soll, um bei den Girls Classes zu helfen. Da es heute Nacht recht stark geregnet hat, habe ich mich schon darauf eingestellt, dass die Straßen wohl ziemlich matschig und selbst mit dem Fahrrad schwer befahrbar sein werden. Und ich sollte natürlich Recht behalten: Kaum trete ich vor unser Gartentor sehe ich, dass die komplette Straße unter Wasser steht, überall sind Schlammlöcher und die Fahrrinne der Autos ist sehr matschig. Durch diese Verhältnisse kämpfe ich mich zunächst bis zur Hauptstraße, die trotz Asphalt ziemlich unter Wasser steht und auch aufgewirbelter Sand auf den Straßen hat sich zu Matsch entwickelt. Nichts desto trotz komme ich pünktlich um 9 Uhr am Center an, und das obwohl ich erst um 8:45 Uhr losgefahren bin. Nun ja, ich muss auf dem Weg zwar einige Polizisten und wütende Trotro-Fahrer ignorieren und mir meinen Weg etwas energisch freiklingeln, aber ich komme pünktlich an und darauf bin ich wirklich stolz bei dem Verkehrschaos in Ashaiman.

Kaum im „Top“ des Centers angekommen werde ich auch schon von freudigen Rufen der Kinder begrüßt. Fussini teilt mich dann den Girls zu, die bis jetzt noch nicht lesen und schreiben können. Eine ganz schöne Herausforderung für mich. Auf der Tafel vor den Girls hat Fussini schon vorher das Alphabet einmal in Groß- und in Kleinbuchstaben aufgeschrieben und zunächst sollen die Mädchen alles nur einmal abschreiben. Aber selbst das ist eine sehr große Herausforderung für sie und auch die Konzentration lässt schon nach wenigen Minuten wirklich zu wünschen übrig. Die Mädchen wollen viel lieber Spielen und Toben als das Alphabet zu lernen und auch die neuen Small Boys, die zurzeit nur ins Center kommen, um zu spielen und alles ein bisschen kennenzulernen, lenken gründlich vom Alphabet ab, weil sie kreischend ihre Runden im Raum drehen. Nach etwa einer Stunde ist dann die erste Lektion beendet und auch ich bin froh über eine Pause, da es wirklich sehr anstrengend ist, die Kinder ständig wieder zu motivieren und man sich konzentrieren muss, nicht immer auf die zahlreichen „Madam“-Rufe zu reagieren, sondern sich selbst auf eine Sache zu konzentrieren. Alle Mädchen möchten mir nämlich unbedingt etwas zeigen oder wollen, dass ich ihre Aufgaben kontrolliere. Nach einer etwa halbstündigen Pause, die die Kinder zum Toben uns Höhlenbauen nutzen, geht es dann mit einem Arbeitsblatt weiter, an das auch ich mich noch gut aus meiner Grundschulzeit erinnern kann: Zunächst muss man einen Buchstaben nur nachmalen und ihn erst später selber aufmalen. Das Nachmalen klappt auch bei allen super, nur beim selber Aufmalen haben dann alle Probleme. Sie können auf einmal das kleine a nicht mehr mit dem Bogen nach links malen, sondern ziehen stattdessen einen Strich von oben nach unten und malen den Bogen dann auf die rechte Seite. Bis ich ihnen halbwegs klargemacht habe, dass es andersrum sein muss, muss ich mich wirklich zusammen reißen, nicht die Geduld zu verlieren. Man denkt sich nämlich einfach ständig, es kann doch nicht so schwer sein, einen Buchstaben, den ich gerade noch richtig rum gemalt habe und öfters geübt habe, auch weiterhin richtig zu malen. Aber da merkt man halt mal wieder, dass man es hier mit Straßenkindern zu tun hat, die nach ihren eigenen Regeln leben und sich nicht gerne etwas zeigen oder sagen lassen. Als dann aber endlich alle das Arbeitsblatt richtig fertig gemacht haben, bin ich zwar ganz schön platt, aber auch stolz auf mich, genauso wie Fussini, der findet, dass ich mich fürs erste Mal ziemlich gut geschlagen habe. Nach dem Unterricht puzzle ich noch ein bisschen mit ein paar Girls, aber selbst das können sie nicht. Ganz schön erschreckend, dass die Mädchen nicht mal bemerken, wenn sie völlig falsche Teile zusammenstecken und auch absolut unpassende Motive irgendwie zusammenklatschen. Nach etwa einer halben Stunde wird mir das Ganze dann doch zu viel und ich verabschiede mich, um zum Essen zurück ins Volohaus zu fahren. In der kurzen Mittagspause bleibt gerade noch Zeit, kurz auszuruhen und ein paar Dinge abzuchecken, bevor es dann um 14:30 Uhr wieder heißt ab ins Center zum Meeting bzgl. unseres neuen „Schedules“. Schnell bahnen wir uns den Weg durch die Straßen von Ashaiman immer frei nach dem Motto „Wer bremst verliert“ und somit wird die Fahrt natürlich sehr rasant. In dem Meeting wird dieses Mal tatsächlich ein Arbeitsplan für uns alle aufgestellt und zwar mit einem wöchentlichen Rotationssystem. Zwei von uns werden immer morgens ab 8:30 Uhr bei den Classes helfen, dann treffen wir uns alle zum Mittagessen im Volohaus und danach geht die dritte Person um etwa 14 Uhr ins Center. Zu dieser stößt dann zum Abendessen und zu den Preps um etwa 18:30 Uhr noch eine von den schon morgens aktiven Personen. Die jeweiligen Rollen wechseln dann jede Woche. So weit soll der Plan jetzt erstmal bis mindestens Anfang Dezember bleiben und dann werden wir weitersehen. Nach dem Meeting haben wir noch ein bisschen Zeit, um noch mit den Jungs zu spielen, aber etwa gegen 18:00 Uhr begeben wir uns zum Abendessen nach Hause. Schnell hole ich bei den netten Leuten um die Ecke noch etwas Obst und unterhalte mich dabei sehr süß halb auf Twi halb in Englisch mit deren Kindern, die alle noch unter 6 Jahre alt sind. Das ist wirklich putzig und sie freuen sich immer total, wenn ich auf Twi antworte. Nach dem Essen bleibt heute endlich mal wieder Zeit für einen gemütlichen Filmabend, bevor es dann morgen früh heißt: 8:30 Uhr im Center antreten.

 

Donnerstag, 02.10.2014

 

Heute Morgen geht es also zum zweiten Mal zum Unterrichten der Girls. Zunächst muss ich mich leider auf dem Weg wieder etwas sputen, da ich möglicherweise ein kleines bisschen zu spät logefahren bin. Aber mittlerweile bin ich recht geübt im morgendlichen Fahrradfahren durch Ashaiman und so bin ich dennoch pünktlich um 8:30 Uhr am Center. Schon vor der Tür werde ich freudestrahlend von Fussini begrüßt und heute ist er ausnahmsweise derjenige, der unseren morgendlichen Gruß verkackt (normalerweise machen wir Volos immer etwas falsch). Danach gehen wir zusammen zum Top, wo mir erstmal 5 Kinder in die Arme springen/ laufen und hochgehoben oder umarmt werden wollen. Heute steht das kleine 1 x 1 für die größeren Girls an und so brüllen sie lauthals durch das ganze Gebäude: „one time one is one, two times one is two…“. Ich bin wieder bei den drei kleineren Girls, die noch nichts können und versuche ihnen das Alphabet nahe zu bringen. Jedoch haben sie leider wirklich schlimme Konzentrationsprobleme und so muss ich immer wieder abbrechen und dann wenig später von vorne anfangen. Am Ende der Stunde schaffen sie es immerhin fast alle Buchstaben in der richtigen Reihenfolge aufzusagen, das einzige Problem besteht jetzt noch darin, dass sie lediglich die ganze Reihe, also „A, B, C, D,…“ aufsagen können und wenn ich auf irgendeinen Buchstaben zeige, diesen nicht zuordnen können. Daran werden wir dann wohl nächste Woche arbeiten. Etwa um 11:45 Uhr mache ich mich auf den Weg wieder zurück zum Volohaus, v.a. weil ich schon seit einer halben Ewigkeit wirklich dringend zur Toilette muss, die man im FCP lieber nicht benutzen möchte… Somit mache ich mich also mit dem Fahrrad auf den Weg über die Hugelstrecke, die wirklich nicht gerade förderlich für eine volle Blase ist! Kaum am Volohaus angekommen habe ich gerade noch Zeit zwei Worte mit Auntie Maggi zu wechseln, bevor ich mich auf die Toilette begebe. Kurze Zeit später steht Jan bei uns vor der Tür, um mit uns Mittag zu Essen. Es gibt Banku mit Pepper und Fisch, wirklich lecker, aber auch seeehr mächtig. Nach dem Mittagessen fahren alle drei zurück ins FCP nur ich bleibe alleine im Volohaus. Das ist aber wirklich auch mal sehr entspannt. Ich habe noch ein paar administrative Arbeiten fürs FCP zu tun und außerdem möchte ich unbedingt mal wieder was für die schlanke Linie tun und so gebe ich mich nach dem Essen an unseren neuen Schedule. Leider nur für kurze Zeit, da nach etwa 20 min. der Strom ausfällt. Somit hat sich das dann auch erledigt mit Emails checken und Arbeiten am PC. Ich beschließe also spontan ein bisschen durch Ashaiman zu laufen (ein kleiner Verdauungsspaziergang) und danach ein bisschen das Haus auf Vordermann zu bringen. Außerdem schaue ich noch kurz bei Paulina, unserer Nachbarin vorbei und unterhalte mich ein bisschen mit ihr. Dabei finde ich heraus, dass es wohl für ganz Ashaiman (außer Middle East, also die Region in der wir leben) einen Plan mit Stromausfällen gibt. Das bedeutet, dass überall in Ashaiman zu bestimmten, festgelegten Zeiten der Strom abgestellt wird. Paulina meint aber, dass das in Middle East eigentlich sehr selten vorkommt und der Strom auch bald wieder da sein müsste. Und tatsächlich, kurz nachdem ich von Paulina zurück ins Volohaus komme, kommt auch der Strom zurück. Somit kann ich mich dann doch noch meinen Arbeiten am PC widmen und alles soweit fertig machen. Morgen früh steht für uns das nächste General Meeting im FCP um 9 Uhr an. Hoffentlich dauert es diesmal nicht ganze 5 Stunden!

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