Zwei Meetings, ein Fußballtag und eine fast "normale" Messe

Donnerstag, 25.09.2014

 

Wow, wir sind jetzt schon 3 ½ Wochen hier! Ganz schön krass wie schnell die Zeit vergeht…

Und heute sollen wir endlich unsere neuen Aufgaben im Center zugeteilt bekommen, mit denen wir dann ab Oktober anfangen dürfen. Die Betonung hierbei liegt aber auf SOLLEN.

Aber fangen wir mal von vorne an: An diesem morgen werde ich um 8 Uhr vom Klingeln von Lukas Handy geweckt. Ich bin mir relativ sicher, dass wohl Mr. Andy am anderen Ende der Leitung ist, da er bereits letztens einmal um 7 Uhr angerufen hat, schon leicht unverschämt… Nun ja, als Lukas nicht dran geht entschließe ich mich den Flugmodus bei meinem Handy auszuschalten und ich hatte natürlich den richtigen Riecher: 2 Minuten später klingelt mein Handy und Mr. Andy fragt mich, ob wir denn heute Zeit für eine Twi-Lesson hätten. Da ich mir bzgl. unseres Programms nicht sicher bin, rate ich ihm, sich lieber noch mal mit Evans zu besprechen. Gegen 9 Uhr klingelt erneut mein Handy, diesmal ist Jan am anderen Ende der Leitung und bittet uns, um 12 Uhr im Center zu sein für die Verteilung der Aufgaben. Nach dem Frühstück beschließe ich also zunächst meinen Blogeintrag von gestern hochzuladen, bevor wir uns später ins Center aufmachen. Jedoch höre ich schon bald die Stimme von Auntie Maggi aus der Küche, die Jan-Niklas und mich recht energisch zu sich ruft. Das Problem ist nämlich, dass wir kein Gas mehr haben und sie somit auch nicht weiter kochen kann. Also beschließen wir zunächst Jan anzurufen, um ihn zu fragen, was wir wohl jetzt am besten machen, da es bereits 11 Uhr ist und wir eigentlich in einer halben Stunde zum Center aufbrechen sollen. Jan ist aber sehr verständnisvoll und sagt uns, dass er jemanden vorbeischicken wird, der uns mit dem Auffüllen des Gases helfen soll, und wir ruhig später zum Meeting kommen können. Kurze Zeit später taucht ein ehemaliger Beneficiary bei uns auf und Lukas fährt mit ihm zusammen zur Gasstation. Wenig später können wir dann zum Glück die neue Gasflasche anschließen und Auntie Maggi kann mit dem Kochen weitermachen. Nach dem Mittagessen, welches dann heute etwas später stattfinden muss, machen wir uns am Nachmittag auf den Weg ins Center. Dort angekommen begeben wir uns zunächst in die obere Etage und werden freudig von den neuen Girls begrüßt. Neugierig inspizieren sie meine Haare, meine Arme und meine Fingernägel. Aber am weitaus spannendsten finden sie meine BH-Träger. So etwas wie BHs trägt hier in Ashaiman nämlich so gut wie niemand. Etwas komisch ist es allerdings, dass die Mädels immer auf Twi miteinander reden und dann alle anfangen zu lachen und wir drei Volos immer etwas blöd daneben stehen, weil wir keine Ahnung haben über was die Mädels reden oder lachen. Apropos Fremdartigkeit und inspizieren der „Weißen“: Letztens saßen wir morgens vor dem Center auf einer Mauer und haben uns mit Fussini unterhalten und ein Freund von ihm meinte auf einmal, dass er gerne mein Blut sehen wolle. Das war wirklich befremdlich… Die Menschen hier halten uns echt für völlig andere Menschen als sie es sind und glauben, wir wären sonst was für Kreaturen.

Nun ja, nach kurzer Zeit starten wir dann endlich unser Meeting bzgl. der neuen Aufgabenverteilung. Dabei will Jan zuerst wissen wo unsere Interessen liegen und wo wir uns am besten einbringen könnten. Schnell ist klar, dass wir alle drei gerne im Unterricht assistieren würden und ansonsten zunächst mal die anderen Optionen kennenlernen würden. Letztendlich beschließen wir, dass ich wohl am meisten bei den neuen Girls aushelfen werde, v.a. da ich der einzige weibliche Staff-member bin. Einerseits finde ich das natürlich super, aber andererseits ist es, glaube ich, auch sehr schwierig dieser Rolle gut gerecht zu werden, aber wir werden sehen wie es läuft. Ich berichte Euch dann sobald ich mit meiner Arbeit angefangen habe.

Auf dem Rückweg vom Center wollen wir noch den Reifen von einem unserer Fahrräder flicken lassen und holen uns dabei Hilfe von Fussini, da uns auf dem Hinweg gesagt wurde, dass der Spaß 190 Cedi kosten solle. Damit wollten wir uns aber nun wirklich nicht zufrieden geben und als wir mit Fussini dort sind, müssen wir auf einmal nur noch 2 Cedi bezahlen, that’s Ghana… ;) Nachdem Lukas beschließt, dass er jetzt mit dem Fahrrad zurück zum Volohaus fährt, beschließen Jan-Niklas und ich uns auf dem Rückweg noch eine Kokosnuss zu kaufen und außerdem holen wir noch frische Bananen und Ananas. Ansonsten passiert heute nicht mehr wirklich etwas Spannendes. Erwähnenswert ist vielleicht höchstens noch, dass heute der Strom insgesamt 3 Mal ausgefallen ist, das ist wirklich nervig, but that’s Ghana for us ;)

 

Freitag, 26.09.2014

 

Es ist schon wieder Freitag und unser nächstes General Meeting steht an. Dabei habe ich heute die Ehre, das Protokoll schreiben zu dürfen. Zwar ist mir schon vor Beginn des Meetings klar, dass die ganze Aktion heute wohl etwas länger dauern wird, dabei habe ich aber ehrlich gesagt nicht mit 5(!!!) Stunden gerechnet. Nun ja, von 9:30 Uhr bis 14:30 Uhr sitzen wir also im Staff-Room im Center uns sprechen über Gott und die Welt. Was diese Woche so im Projekt los war, wie sich die Kinder entwickeln, was sich auf dem neuen Land tut, etc.  5 Stunden und 9 handgeschriebene Seiten Protokoll später ist es dann aber endlich geschafft und wir alle sind froh, dass wir jetzt nach Hause gehen dürfen. Ich bin ab diesem Zeitpunkt erstmal zu gar nichts mehr zu gebrauchen und lasse mich ziemlich erschöpft in meinem Zimmer nieder. Während Jan-Niklas sich nach Tema aufmacht, um ein Paket abzuholen, welches für ihn angekommen ist, beschließen Lukas und ich zunächst ein bisschen zu entspannen, bevor wir uns um 16:30 Uhr zum Einkaufen aufmachen. Als Jan-Niklas einige Zeit später zurückkommt, ist seine Laune aber wider Erwarten ziemlich mies und wir erfahren auch bald den Grund dafür: Der Beamte im Post Office hat wohl – wie es hier so üblich ist – das Paket vor Jan-Niklas’ Augen geöffnet und den Inhalt inspiziert. Das Problem dabei ist aber, dass für Jan-Niklas schon die ersten Geburtstagspakete darin sind und er diese dann noch im Post Office öffnen soll, ziemlich doof, weil er erst in etwa 2 Wochen Geburtstag hat und so die ganze Überraschung dahin ist. Außerdem fragt der Beamte, warum die Ausländer eigentlich immer so viele Süßigkeiten brauchen und beschließt dann kurzerhand, dass Jan-Niklas eine Tafel Schokolade mehr oder weniger auch nichts ausmachen würde und isst Jan-Niklas’ Schokolade vor dessen Augen – was für ein Ar***! Am meisten schokiert mich aber daran seine Dreistigkeit und v.a. seine Worte, die er sagt während er genüsslich in Jan-Niklas' Schokolade beißt: "Happy Birthday!" Da kann man Jan-Niklas seine miese Laune wirklich nicht verübeln. Solltet ihr also mal ein Paket für mich schicken, wäre es super, wenn es nicht ganz so groß und schwer ist, weil ich es dann in Ashaiman und nicht beim blöden Office in Tema abholen kann.

Ansonsten gibt es aber nichts Besonderes mehr zu berichten, außer dass es hier zurzeit in Strömen regnet. Ich bin wirklich froh, dass ich trocken und sicher im Volohaus bin und der Strom bis jetzt noch nicht ausgefallen ist, aber in Ghana weiß man ja nie, wann so etwas das nächste Mal passiert.

 

Samstag, 27.09.2014

 

Es ist schon wieder Samstag und somit haben wir einen freien Tag. Diesen wollen wir nutzen, um im Center ein Video mit Hochzeitswünschen für eine ehemalige Volontärin, die bald kirchlich heiraten wird, zu drehen. Also machen wir uns nach dem Frühstück auf den Weg ins Center. Aber - wie immer - in Ghana funktionieren Absprachen und deutsche Pläne natürlich nicht immer so wie man es sicht vorstellt. Als wir nämlich im Center ankommen ist niemand vom Staff da und die Boys spielen oben im Gebäude Fußball. Kurzerhand entschließen sich Lukas und Jan-Niklas eine Runde mitzukicken, während ich versuche ein Spiel von den Small Boys zu verstehen, bei dem man mit einem Bierflaschenverschluss eine kleine Murmel irgendwohin schnipsen muss (siehe Bilder unten). Ich habe zwar mein Bestes gegeben, aber richtig verstanden habe ich das Spiel nicht. Nun ja, nach etwa einer Stunde machen wir uns unverrichteter Dinge wieder auf zum Volohaus, da wir uns um 13:30 Uhr mit Justice bei T-Havana treffen wollen, weil Jan-Niklas hofft, dass das Dortmund Schalke Derby dort übertragen wird. Nach dem Mittagessen machen wir drei uns dann also zu Fuß auf den Weg zu T-Havana und treffen dort kurze Zeit später auf Justice. Das Spiel wird aber leider nicht übertragen und so sitzen wir relativ blöd rum. Nach einiger Zeit meint schließlich der Kellner, dass das Spiel für uns in einem anderen Raum übertragen werden könnte. So machen wir uns auf den Weg dorthin, um festzustellen, dass das Spiel wohl nicht live nach Ghana übertragen wird. Also müssen wir uns mit Man U gegen West Ham zufrieden geben. Justice führt uns dann in einen anderen Raum, eine Art Kneipe, wo auf der einen Seite die Man U Fans sitzen und auf der anderen die Chelsea Fans und es herrscht wirklich eine super Stimmung. Äußerst interessant sind die Reaktionen auf Aktionen des jeweils anderen Teams, da man sich in Ghana weitaus mehr über ein schlechtes Ereignis bei den Erzfeinden (z.B. eine rote Karte oder ein Gegentor) freut, als über Tore des eigenen Teams. Somit wird eigentlich die ganze Zeit gebrüllt, gelacht und gejubelt, aber es ist eine tolle Stimmung und Atmosphäre und man findet keinesfalls Anfeindungen. Es ist wohl jedem klar, dass alles friedlich gemeint ist und es wird nichts zu persönlich genommen, that’s Ghana ;)

Nach den Spielen beschließen wir dann wieder zum Volohaus aufzubrechen (und mittlerweile hat Jan-Niklas auch die traurige Nachricht vom Sieg von Schalke erfahren und er ist dementsprechend geknickt). Zurück im Volohaus essen wir Ziegenfleisch-Spieße, die Justice für uns besorgt hat. Die sind zwar sehr lecker, aber für meinen Geschmack auch ziemlich stark gewürzt. Nach dieser Stärkung und nachdem ich noch Brot bei den Nachbarn holen war, geht es in den Garten zum Fußball spielen mit den Nachbarskindern. Beim Brotholen reagiert die Verkäuferin richtig überrascht und total begeistert, als ich (versuche) auf Twi mit ihr zu sprechen. Leider verstehe ich aber so ziemlich gar nichts von dem was sie mir dann zur Antwort erzählt, aber der gute Wille zählt.

Als wir etwa eine Stunde mit Justice und den Nachbarskindern Fußball gespielt haben, entschließen wir uns dazu aufzuhören und noch ein bisschen im Volohaus zu chillen. Justice bleibt aber Abends noch so lange, dass ich schon verzweifelt überlege, wie wir ihn wohl wieder loswerden. Gott sei Dank macht er sich dann aber doch bald auf den Weg nach Hause und ich kann endlich ins Bett und schlafen, denn morgen heißt es um 6 Uhr aufstehen und um 7 Uhr ab zur Kirche.

 

 

Sonntag, 28.09.2014

 

Dankenswerter Weise werde ich heute schon um 6 Uhr von meinem Wecker aus meinem wohlverdienten Schönheitsschlaf gerissen: Es ist mal wieder Messe angesagt. Also machen wir uns nach dem Frühstück um 6:55 Uhr auf den Weg zur Kirche. Und ich muss sagen: Heute ist die Messe wirklich schön – mal abgesehen davon, dass sie auch nur 2 Stunden dauert. Ich erinnere mich noch an die letzte Woche, da war die Messe von 3:45 Stunden wirklich eine Qual! Aber zurück zu heute: Ich verstehe in dieser Messe endlich mal etwas von dem was der Priester sagt, kann dem Ablauf der Messe folgen, weil er meinem aus Deutschland bekannten Stil ähnelt und ich bin nicht die ganze Zeit kurz vorm Einschlafen. Alles in allem also sehr gelungen. Nach der Messe geht es dann zurück zum Volohaus und ich kann mich ganz in Ruhe meinem Blog, Emails etc widmen. Heute Mittag probieren wir zum ersten Mal die Chopbar bei uns um die Ecke aus und wir probieren zum ersten Mal das traditionell ghanaische Gericht „FuFu“. Die Begrüßung in der Chopbar fällt ziemlich lässig aus: "Ach, dann seid ihr wohl die Neuen!" werden wir freustrahlend von einem jungen Ghanaer begrüßt als wir den Garten betreten. Ich erkläre euch mal kurz weshalb das so ablief: und zwar sind auch die zwei Volos vom letzten Jahr öfter sonntags nach der Kirche mit allen anwesenden Beneficiaries als eine Art Belohnung für den Gang in die Messe in diese Chopbar gegangen und haben mit allen FuFu gegessen. Daher also diese legere Begrüßung. Kurze Zeit später wird uns Palmnutsoup mit FuFu und einem Stück "Meat" serviert, aber ich muss ehrlich sagen: das Ganze ist nicht so wirklich mein Fall. Die Palmnutsoup schmeckt zwar im ersten Moment lecker, aber im zweiten... nun ja, eher weniger. Erstens schmeckt sie total nach Fisch (ein wahrer Gaumenschmaus für mich als absoluten Fischliebhaber), weil vermutlich der Fisch in der Palmnutsoup warm gehalten/ gekocht wird und zweitens ist die Suppe wirklich sehr scharf. FuFu an sich schmeckt eigentlich nach nichts, macht aber wirklich satt. Jan meint sogar, man müsste an einem Tag gar nichts mehr essen, wenn man FuFu gegessen hat. Und zu guter letzt zum Stück „Fleisch“: Es war mehr oder weniger nur Knochen mit Schwarte, also alles in allem eher ein Flop. Nichts desto trotz werden wir aber wohl mit den Jungs nach der Messe öfters dorthin gehen, denn die Leute sind wirklich nett und den Jungs scheint es auch zu schmecken. Auch die Kellner sind alle super nett, unser Essen soll nämlich eigentlich 12 Cedi kosten, aber als ich der Kellnerin dann 20 Cedi gebe, kommt sie kurz darauf wieder, gibt mir einen 10 Cedi Schein und sagt lächelnd: "Ich habe keine 8 Cedi mehr, aber das stimmt schon so". That's Ghana for us ;)

 

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