Roadtrip in die Volta Region

Mittwoch, 24.09.2014

 

Heute geht es also mit Evans in die Volta Region. Jan hat uns schon gestern, als er uns beim Mittagessen besucht hat, gesagt, dass man für diesen Trip locker 4 Stunden Autofahrt einplanen kann und wir deshalb schon um 8 Uhr losfahren werden. Aber das macht mir soweit nichts aus, weil wir dank dem Trip mal wieder etwas von Ghana sehen und die Volta Region wirklich sehr schön uns sehenswert sein soll. Außerdem sind „Roadies“ eigentlich immer cool und somit fällt mir das Aufstehen um 7 Uhr morgens gar nicht mal so schwer. Witzelnd schließen wir beim Frühstück schon Wetten darüber ab, wie viele Minuten Evans wohl mindestens zu spät kommt und – natürlich – um kurz nach 8 Uhr geht das Telefon und Evans teilt uns mit, dass er etwas Zuhause vergessen hat und deshalb noch mal umdrehen muss. Um etwa 8:45 Uhr biegt dann aber doch endlich der rote Pick-up in unsere Straße ein und es kann losgehen. Wir fahren abwechselnd über Highways und Schotterpisten und werden auf diesen ganz schön durchgeschüttelt, weil Evans versucht möglichst schnell voran zu kommen, aber gleichzeitig nicht das Auto kaputt fahren will. So geht es also wie immer im Zick-Zack an den Schlaglöchern und Abbrems-Dingern im Boden vorbei und es wird schlagartig gebremst und angefahren. Nach etwa einer Stunde verlassen wir „Greater Accra“, eine Art Bundesland/ Region in Ghana, in der wir leben, und kommen in die Volta Region. Zunächst geht es über eine Brücke über die Volta und dahinter gelangen wir in eine Polizeikontrolle. Als der Polizist sieht, dass drei Weiße im Auto sitzen, wittert er natürlich sofort das große Geld und Evans wird erst mal angehalten. Der Polizist beschwert sich darüber, dass in der Windschutzscheibe des Pick-ups ein Riss ist und als Evans ihm den Vorfall erklärt hat, will der Polizist noch das Warndreieck und den Feuerlöscher im Auto sehen. Es wird alles Mögliche unternommen, damit er doch noch an Geld kommt. So wird natürlich auch der Feuerlöscher akribisch untersucht und der Polizist stellt fest, dass die letzte Kontrolle viel zu lange her ist. Darauf hat er natürlich nur gewartet, denn so kann er Evans mit in das Gebäude am Straßenrand nehmen und uns drei Volos ist sofort klar: Das endet mit Bestechung. Als Evans etwa 5 bis 10 min. später wieder zurückkommt, ist seine Laune leider nicht mehr ganz so gut – wer will es ihm verübeln, wahrscheinlich wird er jedes Jahr öfters angehalten nur weil er mit Weißen im Auto unterwegs ist – und er erklärt uns, dass er 20 Cedi bezahlt hat, damit der Polizist uns weiterfahren lässt, that’s Ghana.

Gott sei Dank dürfen wir dann aber ungehindert weiterfahren, wobei das nicht lange währt. Denn kurze Zeit später kommen wir erneut in eine Kontrolle und die gleiche Prozedur geht von vorne los: Weiße im Auto sind einfach nicht gut für die Einheimischen. Auch dieser Polizist will Evans Führerschein, den Feuerlöscher und das Warndreieck sehen. Auch ihm fällt natürlich sofort auf, dass die letzte Überprüfung des Feuerlöschers viel zu lange zurückliegt und er erklärt Evans, dass diese alle 5 Jahre wiederholt werden muss. Evans zeigt sich natürlich sehr verständnisvoll und so lässt uns dieser Polizist – sogar ohne Bestechungsgeld – nach etwa 5 min. weiterfahren. Man sieht also, dass auch in Ghana nicht jeder Polizist korrupt ist. Nach etwa 3 Stunden erreichen wir dann endlich unser erstes Ziel: die Keta Secondary School, die zurzeit von zwei Beneficiaries aus dem Center besucht wird. Sie leben dort wie in einem Internat und kommen nur in den Ferien zurück nach Ashaiman. Hier läuft aber glücklicherweise alles gut und Evans kann die Reports, also die Zeugnisse der beiden Beneficiaries abholen und mitnehmen und wir dürfen bei seinem Gespräch mit der Konrektorin dabei sein. Es geht darum, dass die Reports meist erst versendet werden, wenn der neue Term schon wieder begonnen hat und dass es dem Staff im Center dadurch nicht möglich ist, in den Ferien mit den Beneficiaries an ihren Schwächen zu arbeiten. Daher möchte Evans erreichen, dass die Reports schneller – am besten per Email – im Center ankommen, damit in den Ferien die Möglichkeit besteht mit den Beneficiaries über ihre Leistungen zu sprechen. Soweit sieht die Konrektorin das auch ein, dass Problem besteht allerdings darin, dass die „Finals“ immer erst kurz vor den Ferien geschrieben werden und dann in den Ferien kontrolliert werden. Deshalb werden auch die Reports immer recht spät in den Ferien fertig gestellt. Ob sich also wirklich etwas am Prozedere ändert, steht wohl in den Sternen, aber immerhin hatte Evans die Chance die Probleme mit diesem System anzusprechen und vielleicht hat er ja sogar etwas erreicht.

Nach diesem Gespräch geht es für uns schnurstracks zum Mittagessen. Die Jungs gönnen sich Banku mit einer Fischsoße, wohin gegen ich mich mit zwei frischen Ananas zufrieden gebe, da ich ganz gut gefrühstückt habe. Nach diesem kurzen Snack geht es dann weiter auf unserer Tour, da wir noch eine zweite Schule besuchen müssen. Auf dem Weg machen wir einen kurzen Stopp an einem wunderschönen Strand. Wäre es keine Fahrt von 3 Stunden würde man uns hier wahrscheinlich an jedem freien Tag finden. Es war kaum jemand dort und das Wasser war wirklich klar und sauber. Traumhaft! Leider müssen wir aber nach nur 10 min. wieder aufbrechen, weil wir keine Zeit für längere Pausen haben. Evans fährt mit uns über eine Staubpiste entlang der Keta Lagune in Richtung Togo und seiner Heimatstadt Dzodze. Wenn es die Zeit erlaubt, möchte er uns gerne die ghanaisch-togolesische Grenze zeigen und in seinem Heimatdorf Dzodze bei ein paar Leuten vorbeischauen. Witzig an unserer Fahrt ist, dass er selbst leider keine Ahnung von der Strecke hat und so immer mal wieder Passanten anspricht, an welcher Straße er abbiegen muss und wie er jetzt am besten zu seinem Ziel kommt. Nun ja, that’s Ghana for us ;)

Nach einiger Zeit – und tausenden schlaglöcher-affektierten Staubpisten später – erreichen wir dann sein Heimatdorf und nach weiteren 5 min. stehen wir an der Grenze zu Togo. Hier verweilen wir aber praktisch gar nicht, da Evans zum einen meint, dass es immer gefährlich sei sich länger in der Grenzregion aufzuhalten und dann nicht über die Grenze zu gehen und da es zum anderen nicht allzu viel zu sehen gibt. Man sieht eine kleine ghanaische Straßensperre, dahinter etwa 100 bis 200 Meter Nomands-land und dann eine Mauer hinter der Togo liegt. So nah werden wir Togo wohl erstmal nicht mehr kommen. Nach diesem kleinen Abstecher geht es dann zurück nach Dzodze, wo wir mit Evans zunächst eine seiner Cousinen und danach noch seine Großmutter, die mit seiner Tante und seinem Onkel zusammen lebt und anbei bemerkt schon über 100 Jahre alt ist, besuchen. Leider bleibt nicht viel Zeit für ausführliche Familiengespräche und so machen wir uns bei beiden nach etwa 10 min. wieder vom Acker. Im Pick-up geht es dann noch etwa 2 Stunden weiter nach Ho, wo die zweite Schule (Mawuli Secondary School) liegt, die wir auf unserer Tour besuchen wollen. Auch hier gehen zurzeit zwei Beneficiaries zur Schule, aber dort läuft es zunächst nicht ganz so gut für Evans, da die Konrektorin nicht da ist und Evans somit keine Möglichkeit hat ihr sein Anliegen darzulegen. Glücklicherweise können wir aber an die Reports der beiden Beneficiaries kommen, die diese Schule besuchen und kurze Zeit später findet Evans auch jemanden, mit dem er sein Anliegen bzgl. der Reports besprechen kann. Gabriel, einer der Beneficiaries, zeigt uns danach noch ein bisschen den Campus, aber gegen 17:45 Uhr, nachdem ich noch ein paar Bananen für die Heimfahrt am Straßenrand gekauft habe, machen wir uns dann endlich auf den Heimweg. (Leider ist an dieser Stelle mein Kamera-Akku abgekackt und somit gibt es von der Rückfahrt leider keine Bilder mehr). Auf Gabriels Empfehlung hin nehmen wir eine andere Strecke als auf dem Hinweg, weil diese angeblich kürzer und auch von den Straßen her in Ordnung sein soll. Nach kurzer Zeit wird es aber dunkel und wir geraten in ein Gewitter und einen heftigen Regen. Nicht das beste Wetter, um auf einer Strecke zu fahren, die man noch nie zuvor gefahren ist, da sich bei Regen die staubigen Straßen Ghanas mehr oder weniger auflösen und zu Schlammwegen werden. Das wird uns auch zum Verhängnis als Evans eine Abfahrt verpasst und wir in einem Garten drehen müssen – wir stecken fest und kommen nicht mehr zurück. Netterweise erlauben uns die Nachbarn, dass wir durch ihren Vorgarten fahren dürfen und somit haben wir das Glück, dass wir nicht den Pick-up aus dem Schlamm schieben müssen. Kurz darauf erreichen wir die Volta, welche wir nun mit einer Fähre überqueren müssen. Das dauert ganz schön lange, da es mittlerweile 20 Uhr ist und somit die Rushhour beginnt. Vor der Fähre bildet sich nämlich eine ewig lange Schlange und leider müssen wir trotz unserer weißen Hautfarbe eine halbe Ewigkeit warten und werden nicht bevorzugt (kleiner Scherz, das hat wohl niemand von uns erwartet ;)). Endlich auf der Fähre gelangen wir sehr schnell ans andere Ufer und können unseren Heimweg fortsetzen. Evans kennt jetzt auch die Strecke und somit können wir deutlich schneller fahren, als wir es bis dorthin getan haben.

Gegen 21:45 Uhr kommen wir endlich ziemlich platt am Volohaus an, aber Evans will sich nicht damit zufrieden geben, dass wir einfach nur Brot zu Abend essen, da er der Meinung ist, dass wir den ganzen Tag zusammen gereist sind und er sich jetzt dafür verantwortlich fühlt, dass wir etwas Vernünftiges zum Abendessen bekommen. Somit setzten wir uns also nach einer kurzen Verschnaufpause noch mal ins Auto und fahren zu T-Havana, einer Bar, die eine große Leinwand besitzt und wo man sehr schön mal einen Abend verbringen kann. Dort gibt es für uns drei Volos dann Reis mit Sauce to go und gegen 22:45 Uhr gibt es dann endlich wieder was zu Essen im Volohaus. Ziemlich geschafft fallen wir etwa um 24 Uhr ins Bett, nach einem seeehr langen, schönen und anstrengenden Tag.

 

Auf der Karte unten könnt Ihr unsere Stopps auf unserem Trip sehen ;)

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