Neue Eindrücke und Co.

Zu aller erst, sorry, dass ich mich länger nicht gemeldet habe, aber dafür gibt es natürlich auch Gründe:

  1. Jimdo hatte in den letzten Tagen scheinbar ein paar Probleme und es war mir nicht möglich meine Website in irgendeiner Art und Weise zu bearbeiten
  2. ich bin leider seit Samstag ein bisschen krank. Ich denke, dass es nichts Schlimmes ist, aber so weit weg von Zuhause (und natürlich von Mama ;)) ist es immer etwas blöd, gerade am Anfang. 

 

Aber: jetzt kommt mal wieder ein etwas längerer Text von mir und einige Fotos :)

 

Sonntag, 07.09.2014

 

Nun ja, ich werde also seit gestern Nachmittag von mehr oder weniger schlimmen Bauchkrämpfen und von Durchfall geplagt. Kommt wahrscheinlich vom doch deutlich anders gewürzten Essen hier. 

Vor allem aufgrund der Krankheit war diese Nacht leider kaum an Schlaf zu denken, und als ich endlich halbwegs gut geschlafen habe, ging um 6:50 Uhr mein Wecker. Zügig machten wir drei uns fertig für die Feier. Gestern Abend wurden wir nämlich zum Namensfest von Peters neugeborenem Sohn eingeladen, welches in etwa mit einer Taufe in Deutschland zu vergleichen ist. Gespannt warteten wir ab 8 Uhr im Garten darauf abgeholt zu werden und freuten uns, bei diesem Fest dabei sein zu dürfen. Leider mussten wir geschlagene 40 min. auf Fussini, Peters Assistenten im Center, warten, der uns abholen sollte. Das war zwar eher weniger schön, aber in Ghana wird Pünktlichkeit sowieso überbewertet und Verspätungen von etwa 60 min. sind eigentlich ziemlich normal, da die öffentlichen Verkehrsmittel auch sehr unzuverlässig sind. Jan hat uns später erklärt, dass das die "GMT", die "Ghana Man Time" ist, dieser Name ist wohl mit etwas Hohn in Anlehnung an die "GMT" entstanden. Schnell gingen wir dann in Richtung Hauptstraße, um ein Taxi zu Peters Kirche zu nehmen. Das Fahrzeug, in welches wir schließlich einstiegen, wäre in Deutschland aber mit Sicherheit schon lange nicht mehr über den TÜV gekommen: Es fehlte der Rückspiegel, alle Anschnallgurte außer der des Fahrers und auch die Gangschaltung hatte definitiv ihre besten Tage schon hinter sich. Fussini erklärte uns zwar, dass sich in Ghana in Fahrzeugen immer nur der Fahrer anschnallen müsste, aber so ganz logisch erschien uns das nicht und wirklich sicher ist man in diesem Verkehr bestimmt auch nicht. Augrund der fehlenden Anschnallmöglichkeit wurde die Fahrt mal wieder sehr amüsant. Gekonnt quetschte sich der Fahrer in jede noch so kleine Lücke und wir flogen in den Kurven auf dem Rücksitz ganz schön hin und her, aber wir waren pünktlich um kurz nach 9 Uhr an der Kirche.

Da es mir – wie bereits erwähnt – nicht sonderlich gut ging, habe ich leider in der Kirche nicht alles mitbekommen - sehr schade. Jedoch kamen wir gerade rechtzeitig zur Zeremonie, die wir aus der ersten Reihe in der Kirche mitverfolgen durften, was für eine Ehre für uns "Obrunis". Während vorne in der Kirche ein Gospelchor sang, tanzten die ghanaischen Menschen locker und leicht durch die Kirche und zeigten offen ihre Lebensfreude. Nach der Zeremonie kamen nahezu alle Ghanaer nach vorne in den Altarraum und stellten sich in Gruppen auf. Nach kurzer Zeit kam Peter und ermunterte uns, uns dazu zu stellen. Obwohl ich mich wirklich nicht gut gefühlt habe und in diesem Moment eigentlich lieber auf meinem Stuhl sitzen geblieben wäre, stellte ich mich Peter zu Liebe auch in eine der Gruppen. Sofort kamen mehrere ghanaische Frauen auf mich zu und sagten mir, dass ich mich an sie halten solle. Ich verstand recht wenig von dem, was jetzt passieren sollte. Angeblich sollten wir etwa 20 min. hinausgehen, etwas aus der Bibel vorlesen und danach wiederkommen. Ich dachte mir, es ginge darum vielleicht eine schöne Bibelstelle und gute Wünsche für das Kind von Peter herauszusuchen, jedoch begriff ich nach und nach, dass wir in die Gemeinde gingen, um mit den Menschen über Gott und die Kirche zu sprechen. Ich habe mich gefühlt wie die Zeugen Jehovas, die an jede Haustür klopfen und die Menschen nerven. Die Ghanaer jedoch sind allesamt gerne auf das Gespräch eingegangen, wobei ich das Gefühl hatte, dass die meisten (v.a. Männer) doch eher an mir als „Obruni“ und weniger am Gespräch über Gott interessiert waren. Viele Menschen fragten mich nach meinem Namen und meiner Telefonnummer und quatschten mich auf Twi an. So war ich dann doch wirklich froh, als Sophia, meine ghanaische „Truppenführerin“, mir dann endlich verkündete, dass wir jetzt fertig und auf dem Rückweg zur Kirche seien. Unsere Plätze in der ersten Reihe waren allerdings mittlerweile besetzt und so setzten wir uns, vielleicht sogar ein bisschen dankbar, dass wir jetzt nicht mehr so angestarrt wurden, weiter nach hinten, um den Gottesdienst weiter zu verfolgen.

Nach etwa 3:35 Stunden war es endlich geschafft und die Messe war zu Ende (an dieser Stelle ein kleiner Lichtblick für die Marienbergerinnen, die schon bei 45 min. Messe eine Krise kriegen ;)).

Peter lud uns jetzt noch zu sich nach Hause ein. Hier angekommen fanden wir eine Hütte vor, die in etwa so groß wie mein Zimmer in Deutschland ist und für eine 5-köpfige Familie als Unterkunft dient. Da sieht man einmal mehr, wie gut wir es in Deutschland haben! Kurze Zeit später wurden uns zwei traditionelle ghanaische Speisen aufgetischt, die ich mir natürlich trotz Magenschmerzen und Durchfall nicht entgehen lassen wollte. Zum einen gab es Banku,einen Teigkloß, der aus gesäuertem (Mais-)Mehl hergestellt und zu soßigen Gerichten und Eintöpfen serviert wird, und Yam,dessen Geschmack süßlich ist und dem von Esskastanien und Kartoffeln ähnelt. Während ich Banku eher weniger lecker finde, vielleicht liegt es daran, dass es für meinen Geschmack zu scharf/ würzig ist, sagte mir Yam hingegen sehr zu. Gegessen wird natürlich traditionell mit den Fingern, aber bitte nur mit der rechten Hand, wie Jan uns ermahnt, da die linke (nicht nur hier) als unsauber und unrein gilt. Fussini erklärt uns dazu, dass der "Spoon" hier die Hand ist, indem er jedem seiner fünf Finger einen Buchstaben von "S-P-O-O-N" zuordnet, that's Ghana! Zum Nachtisch gibt es noch Papaya und Wassermelone und Peter hat sogar Multivitaminsaft für uns gekauft. Purer Luxus für die Menschen in den Slums von Ashaiman. Und an dieser Geste kann man mal wieder die Gastfreundschaft der Ghanaer sehen und dass sie einem wirklich das letzte Hemd und den letzten Cedi geben würden, auch wenn sie selbst danach nichts mehr hätten! But that’s Ghana for us ;)

 

Montag, 08.09.2014 (oder auch 1/52 geschafft, wie mein Dad es ausdrücken würde)

 

Heute steht unsere erste Twi-Lesson an. Das bedeutet für uns früh aufstehen, da Evans sich bereits für 9 Uhr und Mr. Andy sich für 9:30 Uhr angekündigt hatte. Jedoch, wie üblich in Ghana, mit der Pünktlichkeit nimmt man es hier nicht ganz so genau…

Als Mr. Andy dann schließlich da war (gegen 9:40 Uhr) und auch Evans wenig später ankam, begannen wir nach einem kurzen Gebet (das ist hier so üblich) mit dem Unterricht. Schnell wurde uns jedoch bewusst: Das wird nicht so einfach! Zwar hat man bei Twi nicht mit einer schweren Grammatik zu kämpfen (wobei das für mich als Latein-Profi ja weniger ein Problem wäre ;)), aber dafür wird hier sehr viel Wert auf die Aussprache gelegt. Und 2 ½ Stunden Sprachunterricht mit nur drei Teilnehmern ist wirklich anstrengend. Da sehnt man sich nach den Stunden in der Schule zurück, in denen man sich ab und zu einfach einmal zurücklehnen und ein paar Minuten abschalten konnte. Unser Twi-Lehrer, Mr. Andy, ist aber sehr freundlich und hat auch schon frühere Volontäre unterrichtet. Er bringt daher auch die nötige Geduld mit, obwohl er meint, dass wir einfach viel zu europäisch klingen. Wir hingegen tun uns schon schwer einen Unterschied in der Aussprache zu hören, wenn Mr. Andy spricht, aber uns das Ganze selber anzueignen, ist dann noch mal eine ganz andere Sache. Spricht man hier beispielsweise ein Wort mit einer falschen Betonung aus – und das passiert ganz schön schnell, da irgendwie alles gleich klingt – verändert das die gesamte Bedeutung. So wird aus „Hut“ dann schnell schon mal „Vagina“. Ein fataler Fehler, wenn so etwas in der Öffentlichkeit und nicht bei Mr. Andy passiert. Nach etwa 2 ½ Stunden war es dann aber für uns geschafft und wir konnten zu unserem wohlverdienten Mittagessen übergehen. Heute gab es ghanaische Pizza, die zwar anders als die deutsche und definitiv gewöhnungsbedürftig schmeckt, aber letztendlich ist Auntie Maggis Essen in jedem Fall besser als unser improvisiertes Wochenendessen.

 

 

Dienstag, 09.09.2014

 

Heute morgen steht unsere nächste Twi-Lesson an. Also geht es nach dem Frühstück wieder raus in den Garten und es wird fleißig Twi gelernt (Fotos siehe unten). Es geht zwar schon deutlich besser als gestern, aber als ich versuche in einer kurzen Pause meine neu erworbenen Kenntnisse an Auntie Maggi zu testen, muss ich feststellen, dass leider nicht immer so geantwortet wird, wie ich es gelernt  habe und gerne gehabt hätte. Mittlerweile habe ich ein wenig Angst, dass ich die Leute auf der Straße wohl nie verstehen werde, weil aufgrund der kleinsten Ton(lagen)änderung das Wort schon wieder eine völlig neue und andere Bedeutung hat. Nunja, wir werden sehen, but that’s Ghana for us ;)

Heute Nachmittag kommt Evans mal wieder zu Besuch, weil er uns dem Police Commander hier vorstellen will und wir mit ihm noch mal über Sicherheitsaspekte etc. sprechen wollen, aber – ihr ahnt es bereits – natürlich bleiben die Pläne hier nie so wie sie ursprünglich geplant sind. Als wir vier am Police Office ankommen, ist der Commander weit und breit nicht zu sehen und man erklärt uns, sie sei beim Arzt in Tema und würde heute wohl nicht mehr anzutreffen sein; that’s Ghana for us ;) Daher nimmt sich Evans die Zeit um mit uns das erste Mal mit einem TroTro zu fahren. Für umgerechnet nicht mal 30 Cent geht es ab ins TroTro und damit dann nach Tema. Ein TroTro kann man sich wie eine Art Kleinbus vorstellen, in den sich einfach so viele Menschen wie möglich mit ihren Einkäufen oder Ähnlichem zusammen reinquetschen bis wirklich niemand mehr reinpasst (Fot auch hier unten). Nach kurzer Fahrt steigen wir aus und essen mit Evans das erste Mal eine ghanaische Kokosnuss, die hier – genau wie jedes andere Obst - überall auf der Straße angeboten wird. Mit hat es auf jeden Fall geschmeckt und bei einem Preis von etwa 30 Cent kann man sich wirklich nicht beschweren. Evans fragt unsauf dem Weg zu seinem Lieblingsimbiss an welchem Tag wir geboren seien, da es hier, unter der größten in Ghana lebenden Volksgruppe den "Akan", üblich ist bei der Namensgebung besonders auf den Wochentag der Geburt eines Kindes zu achten. Viele Ghanaer tragen daher neben ihrem eigentlichen Namen noch einen Zunamen (wenn ihr euren Zunamen wissen wollt, schaut einfach mal unten in die Liste). Ich trage hier z.B. den Namen Yaa, da ich an einem Donnerstag geboren bin. Evans fängt an zu lachen und sagt, dass auch er an einem Donnerstag geboren ist, wir sind also quasi „Namensparter“. Als ich ihn frage an welchem Tag er Geburtstag hat, muss ich wiederum laut lachen als er antwortet am 18. April. Dieses Jahr wird am 18. April hier also eine riesige Doppel-Geburtstags-Party steigen! :) Also keine Sorge, dass es mir an meinem Geburtstag langweilig werden könnte. Nach unserem Imbiss geht es gut gestärkt weiter auf den Markt in Tema und was sich hier für ein Bild auftut ist nahezu unbeschreiblich:  Es befinden sich tausende klitzekleine Stände direkt aneinander gequetscht und man kann so ziemlich alles kaufen, ob Obst, Gewürze, Fleisch, Fisch, Stoffe etc. Jedoch sollte man sich jetzt nicht etwa einen Wochenmarkt wie in Deutschland vorstellen, nein, dieser Markt steht hier immer und manche Leute schlafen sogar in ihren Büdchen. Die Gerüche ändern sich hier alle zwei Meter und manches riecht gut, bei anderem möchte man hingegen am liebsten davonlaufen. Ziemlich empfindlich reagieren wir drei Volos auf das Angebot an Fisch und Fleisch. Man muss sich vorstellen, dass die Ware dort den ganzen Tag (vielleicht auch schon länger…) in der Hitze und im Staub ohne Kühlung, geschweige denn Abdeckung dort liegt. Ich will gar nicht wissen, was für und wie viele Keime sich dort ansammeln. Naja, den Ghanaern scheint es egal dazu sein und trotzdem zu schmecken,  that’s Ghana for us ;)

 

Nachdem wir unseren Rückweg tapfer wieder mit dem TroTro bestritten haben (mit der Zeit bekommt man sicherlich Übung im TroTro-fahren), folgt uns auf unserem Heimweg eine Gruppe von etwa 10 Kindern im Alter von 4-10 ein gutes Stück. Anfangs finden wir das noch ganz süß und irgendwie ist es  auch lustig, dass die Kinder den „Obrunis“ so vertrauensvoll und glücklich hinterherlaufen, jedoch bemerken wir, nachdem sie uns einfach nicht mehr gehen lassen wollen, dass es auch schlechte Seiten am „Obruni-Dasein“ gibt. Ungern wollen wir, dass die Kinder wissen wo wir wohnen, da sie ansonsten vermutlich jeden Tag vor dem Tor stehen würden und nach Essen oder Geld fragen würden und so überlegen wir uns schon Strategien, wie wir sie uns am besten vom Hals schaffen. Das wäre jedoch nicht nötig gewesen, da die Einheimischen hier unsere mehr oder weniger aussichtslose Lage bereits bemerkt hatten und die Kinder in scharfem Twi (welches wir natürlich mal wieder nicht verstehen) zurecht weisen, bis diese schließlich von uns ablassen, but that’s also Ghana for us ;)

 

Liste der ghanaischen Wochetage und "Namenstage"

 

Wochentag

Akan-Tag

weibliche Vornamen

männliche Vornamen

Montag

Edwoada/Dwoada

Adjoa, Ejo, Adzo, Adwoa

Jojo, Kojo, Kwadwo

Dienstag

Ebenada/Benada

Abenaa, Abla

Kwabena, Kobina, Ebo

Mittwoch

Wukuada

Akua, Aku, Ekuwa

Kweku, Kuuku, Kwaku

Donnerstag

Yawoada

Yaaba, Yaa

Yao, Yaw, Ekwo

Freitag

Efiada/Fiada

Efua, Afua, Afi, Afia

Kofi, Yoofi, Fiifi

Samstag

Memeneda

Awo, Aba, Ama, Amma

Kwame, Ato, Kwamena

Sonntag

Kwasiada

Akosua, Kisi, Esi

Siisi, Akwasi, Kwesi

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Karin Meese (Samstag, 13 September 2014 15:04)

    Hallo Alina, lange nichts mehr von euch gelesen geht es euch gut oder seid ihr im stress. ihr müsst ja nun auch noch die sprache lernen was bestimmt viel zeit in anspruch nimmt. was mancht dein durchf...... na hofftenlich besser und dein magen hat sich mitlerweile an die kost gewöhnt. ich freue mich schon auf deinen/euren nächsten bericht. bis bald und schüss
    deine karin

Das bin ich :)
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