Erste Schritte in Ashaiman

Donnerstag, 04.09.2014

Heute war es ziemlich aufregend für uns, denn gestern hatte uns Jan erlaubt, dass wir alleine in die City gehen dürfen und genau das taten wir auch heute Morgen. Nur leider ohne Frühstück, da Maggi schon um 9:30 Uhr hier auftauchte, um das Mittagessen zuzubereiten. Also beschlossen wir auch ohne Frühstück in die Stadt zu gehen, um uns ein neues „Internet Bundle“ zu kaufen. Kaum hatten wir uns im Geschäft in die Warteschlange gesetzt (in Ghana steht man nicht an, sondern man sitzt in einer Reihe und wartet, bis man bis nach vorne vorgerückt ist), wurden wir schon von einem der Mitarbeiter nach vorne gebeten. Das passiert uns eigentlich ständig, wobei es für uns eher unangenehm und untypisch ist, aber für die Ghanaer scheint es völlig normal zu sein, dass „Weiße“ Vorrang bekommen. Nach dem Einkauf gingen wir zurück nach Hause, wo bereits Evans auf uns wartete. Mit ihm besprachen wir unseren „Culture Course“, der am Montag losgehen soll. Darin werden wir v.a. zwei Wochen lang jeden Tag Twi, die Sprache, die hier neben Englisch gesprochen wird, lernen. Außerdem lernen wir die ghanaischen Gesetze, die Kultur und den Lifestyle hier kennen, darauf freue ich mich schon sehr, weil hier doch wirklich alles ganz anders ist als in Deutschland.

Nach der Besprechung geht es los mit unserer ersten Besichtigungstour. Im Pickup fahren wir nach Tema, die nächst größere Stadt hier, um dort die Supermärkte und das Post Office kennenzulernen. Im Verkehrschaos verlieren wir schnell den Überblick, aber Gott sei Dank ist Evans ein erfahrener ghanaischer Fahrer und so schlängelt er sich problemlos durch den Verkehr. Und man ahnt gar nicht, was die Hupe in einigen ausweglos scheinenden Situationen so alles bewirken kann. Irgendwo ist doch immer noch ein Millimeter Platz, in den sich jemand reinquetschen kann und so schleicht die Verkehrskolone vorwärts. In den Supermärkten in Ghana herrscht ein komisches System: vor dem Eingang muss man größere Taschen und Rucksäcke abgeben und der Kassenbon wird 2 Mal mit den eingekauften Sachen abgeglichen, bevor man den Laden wieder verlassen darf. Sehr merkwürdig, but that’s Ghana for us ;)

Über eine Brücke über den Highway geht es zurück nach Ashaiman, diesmal jedoch in eine ganz andere Gegend, als die in der das Volohaus steht. Hier sind die Straßen deutlich mehr von Armut geprägt. Mehr oder weniger schnell erarbeiten wir uns im Verkehr der Stadt, der aus Fußgängern, Fahrrädern, Autos, Tro-Tros (eine Art Minibus) und Motorädern besteht, zum Post Office in Ashaiman vor. Doch dieses ist nicht etwa ein Gebäude wie man es sich vorstellt und wie man es aus Deutschland kennt, nein, hier besteht das Post Office aus einem Container irgendwo im Nirgendwo. Es gibt duzende Post Boxes, eine davon gehört auch uns. Falls Ihr also mal Lust habt einen Brief oder ein Paket bis 2 kg an mich zu schicken.... Ihr solltet mir aber lieber nochmal Bescheid sagen, wenn ihr etwas auf den Weg gebracht habt, da man in Ghana nicht unbedingt den besten Informationsfluss hat ;)

Die Menschen hier sind noch immer von einem sehr rasistischen Denken geprägt, wie es es in Deutschland niemals geben würde. "Weiße" sind wirklich etwas Besonderes und werden hoch geschätzt, was uns mal wieder klar wurde, als die Frau im Post Office zu uns sagte: "Thank you for coming to Ghana and helping us here. Thank you for leaving your great country to come to Ghana and help the poor people. That's so nice of you!" Wir drei waren mehr oder weniger sprachlos, weil wir gar nicht mit einer solchen Dankbarkeit gerechnet hätten und weil uns nicht klar war, dass die Menschen z.B. Deutschland so sehr als ein grogßartiges Land betrachten, dass man nie verlassen wollen würde. Weiterhin werden wir hier v.a. von den Kindern ständig als "Obruni" ("weißer Mann") gerufen und uns wurde erklärt, dass wir darauf gerne mit "Obibini" ("Schwarzer Mann") antworten dürften und dass es so eine Art Spiel hier ist und niemals rassistisch gesehen würde. Eine ganz andere Welt eben, but that's Ghana for us ;)

Vom Post Office ging es, nachdem Evans uns eine Melone gesponsert hatte (für umgerechnet etwa 80 Cent), direkt zum FCP (First Contact Place), unserem neuen Arbeitsplatz. Schnell wurde uns klar, dass wir in einer wirklich guten Gegend von Ashaiman leben, als wir die Umgebung des FCP betrachteten. Auf dem Weg dorthin kam uns in einer sehr schmalen Straße ein LKW entgegen, der locker über die Häuser entlang der Straße reichte. Auch das FCP ist das höchste Gebäude in der näheren Umgebung. Zwar ist es sehr einfach eingerichtet und nicht sonderlich luxuriös, aber soweit wir das beurteilen können, ist es für viele der dort lebenden/ herkommenden Kinder deutlich besser als ihr Zuhause in den Slums von Ashaiman. Ich bin mir sicher, dass wir dort einen guten Arbeitsplatz haben und ein tolles Jahr mit den Kindern verbringen werden.

Nachdem Evans uns Zuhause abgesetzt hat, Essen wir mit ihm (endlich, wir hatten den ganzen Tag noch nichts außer ein paar Stückchen sehr leckerer Ananas gegessen). Danach muss Evans noch nach Accra fahren, um dort jemanden abzuholen, jedoch sind Jan-Niklas, Lukas und ich froh, dass wir nach den ganzen Eindrücken erst einmal im Volohaus chillen dürfen. Abends spielen wir noch ein bisschen Karten und generell herrscht hier im Volohaus zwischen uns bis jetzt eine harmonische und gute Atmosphäre, so kann’s weitergehen! Später fallen wir dann alle recht erschöpft ins Bett, jedoch bleibt der Schlaf diese Nacht mehr oder weniger aus. Anscheinend ist hier in der Nachbarschaft jemand gestorben, wie Maggi, unsere Köchin, uns am nächsten Tag berichtet, da die ganze Nacht hindurch bis zum Mittag des nächsten Tages laute Musik läuft und die Menschen in den Straßen singen.

 

Freitag, 05.09.2014

Nach dieser schlechten Nacht und dem Frühstück starten wir am nächsten Morgen unseren ersten Einkauf, alleine. Auf dem Weg in die Stadt sind wir eine echte Attraktion, denn es verirren sich nicht sehr oft „Weiße“ in diese Gegend von Ghana. Wir werden überall auf der Straße angeguckt, die Leute wollen uns anfassen und die Kinder schreien pausenlos „Obruni“, was soviel wie „weißer Mann“ bedeutet. Woran ich mich auf jeden Fall noch gewöhnen muss ist, dass einen ständig Leute antatschen, sogar aus fahrenden Autos heraus. Das ist echt ziemlich gruselig, wenn man nichts ahnend die Straße entlang geht und auf einmal wie aus dem Nichts eine Hand nach deinem Arm greift.

Unser Einkauf im Supermarkt ist relativ schnell erledigt, jedoch stellt uns das Anstellen in der Schlange erneut vor eine Herausforderung, da es scheint, als gäbe es überhaupt kein System in diesem Menschenchaos. Nachdem wir endlich das vermeintliche Ende der Schlange gefunden hatten, welches merkwürdigerweise vom Ausgang in den Laden hineinging, standen wir keine 2 Minuten in der Reihe, bis wir angewiesen wurden, dass wir nach vorne durchgehen könnten. Schnell waren unsere Sachen gescannt und eingepackt, wobei uns der gesamte Einkauf nicht einmal 10€ gekostet hat. Dennoch wurden wir als „Weiße“ über den Tisch gezogen, weil wir teilsweise Angebote nicht so bekamen, wie die Ghanaer sie bekommen hätten. Dafür mussten wir nicht lange anstehen: Eine Mischung aus Abzocke und Bevorzugung.

 

Während des Mittagessens kamen einige freche Nachbarskinder, die Jan-Niklas und Lukas tapfer aus dem Garten scheuchten. Maggi erklärte uns dazu, dass die Kinder hier genau wüssten, wann die neuen Freiwilligen kommen und dass sie zunächst ihre Grenzen austesten würden. Am Nachmittag kickten die Jungs aber dennoch ein bisschen mit den Nachbarskindern im Garten und anschließend machten wir noch einen kleinen Spaziergang. Dabei haben wir eine Ananas gekauft und mussten natürlich auch hier draufzahlen, weil wir reiche „Weiße“ sind, jedoch haben wir auch für diese wirklich frische Ananas nur etwa 40 Cent bezahlt, echte Friedenspreise hier. But that’s Ghana for us ;)

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